160 Jahre Bahnhof Kiefersfelden

Rückblick auf turbulente Geschichte

von Redaktion

In diesen Tagen wird der Bahnhof Kiefersfelden 160 Jahre alt. Vielleicht nur eine kleine Episode auf der Weltzeituhr, für den Grenzort an der österreichischen Grenze aber ein Grund, dieses Gebäude, das in dieser Zeit viel erlebt hat, einmal genauer zu betrachten.

Kiefersfelden – Angefangen hatte es am 4. August 1858, als „vom schönsten Wetter begünstigt, die Eröffnungsfahrt auf der Eisenbahn nach Kufstein stattgefunden“ hatte, zugleich war dies auch die Einweihung der Bahnstrecke Rosenheim-Kufstein.

Bei dieser Jungfernfahrt wurde auch der Bahnhof in Kiefersfelden in Betrieb genommen. Dieser war danach Jahrzehnte lang ein Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in dem Luftkurort, der von gesundheitsbewussten Bürgern gerne auch zur Sommerfrische aufgesucht wurde. Beide Weltkriege gingen vorüber, der Bahnhof und mit ihm seine herausgehobene Position als markanter Punkt der Verkehrsader Rosenheim-Innsbruck blieb bestehen.

Der ursprünglich als einfacher Bau mit quadratischem Grundriss errichtete Bahnhof Kiefersfelden wurde dann, entsprechend den Anforderungen des steigenden Reiseverkehrs, im Laufe der Jahre erweitert, das Stationsgebäude vergrößert und zugleich ein Warte- und Sanitärraum für die Reisenden errichtet. Doch nach und nach verlor das imposante Gebäude seine Bedeutung als wichtigster Verkehrsträger und im Zuge einer großen Aktion der Deutschen Bahn, die rund 1000 Bahnhöfe zum Verkauf angeboten hatte, wurde das „Bahnhofsempfangsgebäude“, so der offizielle Titel, Mitte 2013 von dem Kieferer Thomas Grillmeier erworben, der diese geschichtsträchtige, jedoch irgendwie leblose Immobilie zu neuem Leben revitalisieren und damit wieder erwecken wollte.

Mit dem Erwerb des Gebäudes begann dann auch die aufwändige Generalsanierung, wobei Besitzer Grillmeier neben seiner beruflichen Expansion als selbstständiger Telekommunikations-Ingenieur wichtig war, das Haus architektonisch auch weiterhin an ein Bahnhofsgebäude erinnern zu lassen und den markanten Kolonialstil des Gebäudes, das in der Pionierzeit der Bahn entstand, zu erhalten. Verschiedene Varianten wurden vom ihm verfolgt und durchgespielt, so waren zunächst eine Metzgerei, dann ein Bahnhofskaffee im Gespräch, bevor die Nutzung als Fitness-Studio immer mehr Konturen annahm. Das Konzept des Betreibers aus der Region deckte sich mit den Plänen des Eigentümers, die Region mit sinnvollen Investitionen zu stärken.

Als letzte und entscheidende Instanz für die tief greifenden Umnutzungspläne von Thomas Grillmeier musste das Eisenbahn-Verkehrsamt zustimmen und auch die Aufrechterhaltung der offiziellen Widmung „Bahnhofsempfangsgebäude“ wurde beschlossen. So konnte dann der Umbau der Immobilie beginnen und allein aus Eigenmitteln finanziert, musste Grillmeier bisher rund eine halbe Million Euro stemmen, denn ein Antrag auf eine staatliche/kommunale Förderung des Vorhabens wurde vor Baubeginn im Jahre 2016 vom zuständigen Gemeinderat abgelehnt.

Beim Ausbau des Gebäudes war der Betreiber des neuen Fitness-Studios aus Kufstein von Beginn an mit im Boot, dessen Wünsche konnten auch überwiegend realisiert werden. So sollte der Charakter des Bahnhofs mit seinen alten Bauteilen wie Marmorboden oder sichtbaren Backsteinwänden erhalten bleiben und auch die Gebäudehülle blieb, wie sie ursprünglich war, abgesehen von einigen sicherheitsrelevanten Reparaturarbeiten und einem neuen Anstrich. Der Betrieb des Studios und die Arbeiten am Bahnhofsempfangsgebäude führten auch zu einem positiven Aspekt auf dem Arbeitsmarkt, bisher sind hier drei neue Arbeitsstellen entstanden.

Hinzu kommt, dass heute wieder Leben auf und rund um das Bahnhofsgebäude ist, das lange Jahre dem Verfall preisgegeben war und auch optisch nicht unbedingt zu den Vorzeigeimmobilien der Grenzgemeinde gehört hatte. Neben den vielen Reisenden bevölkern auch die Besucher des Fitness-Studios, das täglich 24 Stunden geöffnet hat, das nachts auch wieder beleuchtete Terrain. „Es wird gut angenommen und ich bin sehr zufrieden“, so das Zwischenfazit von Grillmeier, dessen Pläne jedoch weiter führen. Neben dem Fitness-Studio entstehen aktuell im oberen Stockwerk vier Wohnungen und die gleiche Anzahl an Büroeinheiten; Fertigstellung und Bezug zum Ende dieses Jahres.

Am Mittwoch

offizielle Eröffnung

Alle Bürger und Interessierten sind zur offiziellen 160-Jahr-Feier und Neueröffnung des „Bahnhofsempfangsgebäudes“ zu einem Tag der offenen Tür am Mittwoch, 20. Juni, eingeladen. Tagsüber lockt das Fitness-Studio mit Probetraining und Brotzeit, ab 18 Uhr findet die offizielle Eröffnung des neuen Gebäudes durch Bürgermeister Hajo Gruber und Vertreter des Streckenbetreibers „Meridian“ statt.

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