Flintsbach – Fein herausgeputzt steht der Kuchler-Hof inmitten des Dorfes, dessen Alter ihm kaum anzusehen ist. Das liegt wohl auch daran, dass seit seinem Bestehen in ihm ein reges und beständiges Leben stattfindet. Denn er gibt seinen Bewohnern aus vier Generationen ein Zuhause und den derzeit 18 glücklichen Milchkühen eine großzügige Unterkunft.
Trotz der dörflichen Enge steht für sie und die anderen Hoftiere, wie Hühner oder Enten, eine ausgedehnte Freifläche zur Verfügung. Zwölf weitere Jungtiere verbringen ihren Sommer auf der Arzmoosalm.
Vor zehn Jahren haben Uschi und Franz Unker ihren Betrieb auf Biolandwirtschaft umgestellt. So lässt es sich hier in einem Mit- und Füreinander zwischen Mensch und Tier seit Jahrhunderten gut leben.
Der Name des Hofes ist eng mit seiner Geschichte verbunden. Den Urkunden zufolge mussten die Besitzer des Hofes ihre Steuern direkt an die gräfliche Küche (Kuchl) auf der benachbarten Burg Falkenstein abliefern. Während diese nur noch als Ruine dasteht, herrscht auf dem Kuchler-Hof noch reges Leben.
So kam auch Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher bei seiner Ansprache ins Schwärmen. „Wo gibt es noch so etwas Schönes mitten in einem Dorf,“ fragte er stolz und unterstrich noch einmal den mittlerweile selten gewordenen betrieblichen Charakter eines gut funktionierenden Ortsbauern. Ob die Bauten und die Mauern alle aus dem 13. Jahrhundert stammen, weiß Franz Unker nicht. Schließlich habe der Hof nicht nur gute, sondern auch zahlreiche kriegerische Zeiten erlebt.
So stand nun eine seltene und einmalige Geburtstagsfeier an, die Uschi und Franz Unker zu organisieren hatten. Zeitgleich plante der Trachtenverein sein Bier- und Weinfest. Schnell entstand die Idee, die Feier des Trachtenvereins nicht wie üblich am Musikpavillon, sondern zusammen mit der Familie Unker auf deren Hof auszurichten.
Und so geschah es dann schließlich auch. Aus Geburtstags-, Bier- und Weinfest wurde eine einzige große Dorffeier. Bereits zur Andacht, die von Pfarrer Helmut Kraus zelebriert wurde, waren alle Plätze im festlich dekorierten Innenhof besetzt. Zur Feier kam auch „Graf Siboto“, um sich seinen „Zehnt“ von der Familie abzuholen. Ob es solche Szenen vor über 700 Jahren wirklich gegeben hat? „Egal“, sagte Franz Unker, der sich mit seiner Frau dem Historienspiel, das vom Falkensteiner Ritterbund e.V. in historischer Bekleidung aufgeführt wurde, hingab. Schließlich wurden sie von seiner Durchlaucht zu „Edelbauern“ ernannt.
Nach dem „offiziellen Teil“ wurde es dann auf dem Kuchler-Hof gemütlich. Der in der Bewirtung perfekt geübte und sehr gut organisierte Trachtenverein übernahm die Regie und so ließ es sich bei Bier, Wein und vielen kulinarischen Köstlichkeiten bis tief in den späten Abend hinein herrlich feiern.
Am Abend war der Innenhof des Kuchler-Hofes in Flintsbach dicht besetzt, denn ein Dorf feierte einen ganz besonderen Geburtstag. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Duo „De Gspiarign“ und die „Viertakt Musi“.