Aschau – Jeder, der in Aschau über den Kirchplatz geht, erhält aus lichter Höhe ab sofort den Gruß der neuen Figurengruppe „Darstellung des Herrn“. Mit einer Hebebühne wurde die Madonna jetzt zu ihrer Nische emporgehoben und mit Gewindestangen ganz fest mit der Kirchenwand verbunden.
„Im Vorfeld gab es dabei noch einige Aufregung“, erzählt der Schöpfer der Plastik, der akademische Bildhauer und Bildhauermeister Christian Huba, da es nicht sicher war, ob die Bohrlöcher der Madonna mit den herausragenden Gewindestangen von der Nischenkircheninnenseite zusammenpassten. Vor etwa einem Monat stellte sich zudem heraus, dass das Mauerwerk der Nischeninnenseite recht desolat war und überhaupt nicht mit den planerischen Angaben der Architekten übereinstimmte. Eine weitere Konstruktion für die Innenseite musste eiligst von Huba, in Absprache mit einem Statiker, erdacht, berechnet und in Auftrag gegeben werden.
Aber: Es ist alles gut gegangen und beim Aufstellen der Madonna mit Kind schaute wieder die Sonne durch die Gewitterwolken. „Die Madonna steht ganz in der Tradition der christlichen Madonnen“, so der Künstler, „eingehüllt in den Schleier und Mantel frommer jüdischer Frauen bietet sie mit ausgebreiteten Händen als Mantelmadonna der ganzen Welt Schutz und Hilfe.“ Bescheiden trete sie jedoch hinter den strahlenden Jesusknaben zurück, der hier – 40 Tage nach seiner Geburt – den Priestern im Jerusalemer Tempel gezeigt werde, so die Beschreibung Hubas. „Der Jesusknabe erhebt die rechte Hand zum Segen für die ganze Welt und deutet mit der linken auf das Gewand mit dem Kreuz auf der Brust.“
Die Kosten für das Werk sind in den Bau- und Renovierungskosten der Aschauer Pfarrkirche enthalten, die Baumaßnahmen sind damit weitestgehend abgeschlossen. Zehn Prozent der Summe übernimmt die Aschauer Pfarrgemeinde.
Christian Huba erzählt zur Durchführung seiner Aufgabe, die „Darstellung des Herrn“ in eine Skulptur zu binden: „Meine Aufgabe bestand darin, den beiden kirchlichen Ereignissen vom 2. Februar Mariä Lichtmess mit dem jüdischen Reinigungsritual und der Darstellung des Erstgeborenen plastisch Gestalt zu geben.“
Nun gebe es in der christlichen Kunstgeschichte eigentlich keine Ikonographie zu diesem Thema, sondern eben nur die bekannten malerischen Bilderzählungen der Maler, wie sie als meisterhaftes Beispiel auch auf dem Aschauer Altarblatt zu finden seien. Der Bildhauer müsse aber – ganz anders als der Maler – nach den eigentümlichen Möglichkeiten seiner Disziplin eine biblische Erzählung in ein komprimiertes und prägnantes Bildwerk verdichten. Huba: „Anders gesagt, wenn der Maler ein Erzähler ist, dann ist der Bildhauer ein Dichter.“
Die Aschauer Pfarrkirche hat mit dem Festtag „Darstellung des Herrn“ ein deutschlandweit ganz seltenes Patrozinium. Es hat seinen Ursprung in der jüdischen Tradition: alle Erstgeburten gehörten Gott. So brachten Maria und Josef das Jesuskind 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um ihn als Erstgeborenen Gott zu weihen und gegen ein entsprechendes Opfer wieder auszulösen.
Deutschlandweit seltenes Patrozinium
Maria hatte 40 Tage nach der Geburt ein Reinigungsopfer zu bringen. Auf diese Begebenheit geht der Name des Festes zurück, der sich seit dem zweiten Vatikanischen Konzil 1969 im katholischen Kalender findet: „Darstellung des Herrn“. Seither gilt Mariä Lichtmess auch nicht mehr als das Ende der Weihnachtszeit. Die Liturgiereform des Konzils verschob es auf die Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigstag.