Wirt Alexander Egger zu gast beim Kamingespräch im Bergsteigerdorf sachrang

Gastlichkeit statt Tourismusburgen

von Redaktion

Die aktuellen Herausforderungen am Geigelstein und im Bergsteigerdorf Sachrang standen im Mittelpunkt des Kamingesprächs, das unter dem Motto „Hoch hinaus. Leben, Landwirtschaft und Gastronomie am Berg und im Tal stand. Zu Gast beim Verein „Lebendiges Sachrang“ war diesmal der Gastronom Alexander Egger.

Aschau/Sachrang – Rund 25 Zuhörer, darunter Aschaus Bürgermeister Peter Solnar, waren auf Einladung der Vorsitzenden Lilo Trappmann in die Kaiserblickstubn gekommen, wo Georg Antretter, Regisseur beim Bayerischen Rundfunk, und Almbauer Sebastian Pertl mit Alexander Egger aus Leoben, Steiermark, über die Stationen des Gastronomen und dessen Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Berg-Gastronomie sprachen.

Entsprechend seinem erlernten Handwerk Koch und Kellner sammelte Alexander Egger nach seiner Lehrzeit in der Steiermark Erfahrungen im Norden Norwegens, auf einem Kreuzfahrtschiff zwischen Arktis und Antarktis sowie in einem Sterne-Restaurant in Oslo. Stets mit einem „Kanister“ steirischen Kürbiskernöls ausgerüstet, bemühte er sich, mit Gastlichkeit, Liebe zum Detail und Kreativität im Umgang mit regionalen Erzeugnissen, die Gäste zu begeistern.

Die Liebe brachte ihn schließlich 2008 in den Chiemgau, wo er als Wirt fünf Jahre gemeinsam mit Monika Becht der Riesenhütte unterhalb der Hochries seine ganz spezielle steirische Note gab. Eine neue Hüttendisziplin, Überzieher für Skischuhe im Innenbereich und Gästehausschuhe, Gastlichkeit und die Erfahrung beider Betreiber stießen sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Urlaubern auf großen Anklang.

Da die Investitionen in die betagte Riesenhütte nicht genehmigt wurden, startete Egger ab 2014 gemeinsam mit der heutigen Wirtin Monika Becht auf der Priener Hütte durch und brachte dort neuen Schwung in die Küche: „Mir war es schon immer eine Herzensangelegenheit, dass Abwechslung in der Küche herrscht und ich dem Gast etwas ganz Besonderes kredenze.“

Zukunftsfähige Gastronomie ist seiner Meinung nach vom Verständnis einer echten Gastlichkeit zu Einheimischen und Urlaubern, der Liebe zu regionalen Produkten sowie vom kreativen Gestalten von Speisen geprägt. Voraussetzung am Berg und im Tal sei jedoch auch die enge Zusammenarbeit der Gastronomen mit Zulieferern und Einheimischen.

Viel zu oft sei die Pacht von Einrichtungen an Brauereien gebunden, knebelten hohe Pachtkosten und veraltetes Inventar den Unternehmer. Darunter litten Motivation, Kreativität und Qualität, was zur baldigen Aufgabe zwinge. Eine enge Zusammenarbeit regionaler Gastronomen könnte das Fundament für starke Konzepte und neue Ideen bilden, die den Gast begeistern und die Berg-Gastronomie auf lange Sicht sichern und stärken. Egger: „Motivation kommt bei mir meist dann, wenn ich die Möglichkeit habe, verschiedene Ideen auszuprobieren.“ Gerade hier böten sich aus Eggers Sicht für den Ort Aschau mit Sachrang große Chancen für die Zukunft als „Genussort Bayerns“ und „Bergsteigerdorf Sachrang“.

Das echte Leben nach außen tragen

Klare Worte fand Egger auch in Bezug auf das Qualitätssiegel des Deutschen Alpenvereins „Bergsteigerdorf Sachrang“, welches der Ort seit Sommer 2017 trägt: „Es ist an der Zeit, dass das ,echte‘ Leben in einem Bergdorf wie Sachrang nach außen getragen wird.“ Anstatt immer neue „Tourismusburgen“ zu bauen, empfiehlt er, auf den wahren Gast der Bergregion einzugehen, gezielt besondere „Events auf dem Berg“ zu gestalten und damit den Gast herzlich und authentisch willkommen zu heißen. Sachrang verfüge über alles, was ein erfolgreiches Bergsteigerdorf benötige: Kultur, eine imposante Landschaft, eine herausragende Lage und interessante Menschen. Für den Erfolg eines Bergsteigerdorfes ist es für ihn zudem wichtig, dass Gastronomen, Zulieferer aus dem Tal, Tourismusfachkräfte, Grundstücksbesitzer und Almbauern Hand in Hand arbeiten. Es seien einzigartige Erlebnisse, die dem Gast in Erinnerung blieben, so Alexander Egger.

Ebenso gingen die Moderatoren an diesem Abend auf Eggers ganz besondere Freundschaft zur Sennerin Maria Wiesbeck, der „Mare vom Geiglstoa“ oder „Oberkaser Mare“, ein. Gemeinsam hatten sich die beiden Wirte der Priener Hütte um die greise Dame gekümmert, sie mit Speisen und Lebensmitteln versorgt und ihr so den Verbleib auf ihrer geliebten Alm am Geigelstein ermöglicht.

Ergriffen berichtet Alexander Egger von den letzten Wochen mit der Sennerin und seinem Abschied von einer Persönlichkeit, die 70 Jahre lang unterhalb des Geigelsteingipfels auf der Oberkaser Alm lebte und im letzten Almsommer mit 92 Jahren in seinen Armen verstarb. Ende 2018 oder Anfang 2019 möchte Alexander Egger seine Erlebnisse mit der Oberkaser Mare in einer Biografie veröffentlichen.

Mehr Informationen zu vergangenen und kommenden Kamingesprächen sind auf der Website www.lebendiges-sachrang.de zu finden. re

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