Brannenburg – „Ich nehme an diesem Kurs teil, weil einem zu Hause sehr schnell die Decke auf den Kopf fällt. Der Entschluss, das Kind einzupacken und mit ihm auf eine längere Tour zu gehen, fällt aber oft noch schwer.“ Das sagt Sibille Bielz, eine der Teilnehmerinnen. „Vor allem dann, wenn man neu zugezogen ist und noch gar keine Vorstellung hat, wo man denn überall hingehen könnte und welche Wege man dabei nehmen sollte“, ergänzt Barbara Prasch, die Leiterin des Kurses. Abgesehen davon, dass man als junge Mutter gerade bei dem ersten Kind noch gar nicht weiß, was man sich mit Kind und Kinderwagen tatsächlich alles zutrauen kann.
Viele kleine Kinder
in Brannenburg
Und Mütter mit kleinen Kindern, sagt Verena Reichl, die Leiterin der Volkshochschule, gebe es in Brannenburg derzeit glücklicherweise genug – nicht nur im Neubaugebiet Sägmühle, sondern auch in Alt-Brannenburg.
Da sowohl Verena Reichl als auch Barbara Prasch Kinder haben, deren Kleinkindzeit noch nicht lange her ist, wissen sie nur allzu gut, wo einem als junge Mutter der Schuh drückt: „Wenn man ein Kind bekommt, verändert sich damit das eigene Leben in einer Weise, wie man es sich vorher nie vorgestellt hätte“, sagt Verena Reichl. Das fange schon mit dem Freundeskreis an. Vieles könne man nicht mehr mitmachen, und wenn doch, fühle man sich schnell als Hemmschuh, weil die anderen – bei Wanderungen oder Ausflügen zum Beispiel – ständig auf einen warten müssen.
Bei der Wanderung der vier nach St. Margarethen aber war das völlig anders. Hier waren die Kinder ganz von selbst das Hauptgesprächsthema. Der Ablauf der Geburt, die Frage „Stillen oder nicht?“, all das, was man woanders nicht besprechen kann oder will, war ein selbstverständliches Thema. Selbstverständlich auch, dass man sich bei steileren Stücken gegenseitig half. Und so waren die Frauen, die sich zu Beginn der Wanderung gerade erst kennengelernt hatten, an deren Ende schon ein gut eingespieltes Team.
Wäre sie alleine gewesen, hätte sie unterwegs vielleicht Angst vor der eigenen Courage bekommen, schließlich ist ihr Sohn Andreas erst sechs Wochen alt, meint Sibille Bielz. Da in der Gruppe aber auch der achteinhalb Wochen alte Noah mit seiner Mutter Nicole Stahl dabei war, sah sie sich bestätigt. Und in der Tat: Die „Frischluftwatschn“ – wie es Sibille Bielz nennt – tat den Kindern gut – sie schliefen während der gesamten Unternehmung seelig und hatten hinterher ordentlich Appetit.
Etwas älter ist mit acht Monaten Malena, die Tochter von Daniela Traa. Malena hat noch eine ältere Schwester und von daher sind Unternehmungen draußen für Daniela Traa an sich nichts Neues. Dennoch hat sie sich bei dem Kurs angemeldet. Sie hatte sich nämlich vorgenommen, einmal in der Woche einen Tag für ihre kleine Tochter zur reservieren, an dem sie sich ausschließlich um Malena kümmern will. „Bei zwei Kindern muss man aufpassen, dass das jüngere dieselbe Aufmerksamkeit bekommt, die dem älteren ganz selbstverständlich zu Teil wurde.“
Um nun sicherzugehen, dass es nicht bei dem Vorsatz bleibt – schließlich kommt in der Realität immer etwas dazwischen und sei es nur der Wocheneinkauf – sah sie in den festen Terminen des Volkshochschulkurses die ideale Lösung.
Noch vier Mittwoche geht der Kurs, da es eine kleine und bislang überschaubare Gruppe ist, könnten kurzentschlossene Mütter noch dazustoßen. Doch Angst vor Überforderung müsse keine der jungen Mütter haben, sagt Barbara Prasch. „Wir passen nicht nur aufeinander auf, sondern passen uns auch aneinander an.“