Frasdorf – „Niemand war bereit, die Fahne des Rauchclubs beim Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands in Atzing zu tragen. Ich konnte keinen Fähnrich und keine Fahnenbegleiter für diesen Anlass bekommen. Alle waren anderweitig engagiert“, beklagte sich der Vorsitzende Hans Peter Priller bei der Jahresversammlung des Rauchclubs mit Selbsthilfe der Männer von Wildenwart. „Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, eine Fahnenabordnung zusammenzustellen. Eine feste Übernahme des Fähnrichamtes durch ein Vereinsmitglied ist anscheinend nicht mehr möglich. Niemand will sich an einen Verein binden.“
131 Mitglieder gehören dem Wildenwarter Traditionsverein noch an. „Da die staatlichen Leistungen beim Sterbegeld gestrichen werden, muss jeder Einzelne Alternativen dazu suchen. Der Rauchclub ist bei uns in Wildenwart, Prien und Rimsting eine davon“, so Priller. Der Rauchclub stellt beim Ableben eines Mitgliedes noch am gleichen Tag sofort 400 Euro Sterbegeld für die Hinterbliebenen zur Verfügung. Jeder Einwohner der ehemaligen Gemeinde Wildenwart kann schon seit 97 Jahren bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres Mitglied im Rauchclub werden.
400 Euro für Hinterbliebene
In seinem Jahresrückblick hielt Hans-Peter Priller vor allem die Teilnahme der Vereinsmitglieder bei den Jubiläumsfeierlichkeiten beim Gautrachtenfest in Atzing und beim Gedenkgottesdienst an Prinzessin Helmtrud von Bayern fest. Ein besonderer Dank galt dem Mesner Pius Grannetsberger aus Prien, der sich mit Sorgfalt um die Aufbewahrung der Bezirksfahne im Sinne aller drei Ortsverbände kümmert.
Der Bericht von Schriftführer Rainer Knoll erinnerte an verschiedene Sitzungen und Versammlungen. Der Bericht von Kassier Andi Stoib schrieb zwar hellrote Zahlen und hatte nur sieben Cent an Zins-Einnahmen. Aber er fand dennoch von den wieder für ein Jahr einstimmig gewählten Kassenprüfern Florian und Matthias Stoib Lob und Anerkennung. Abschließend zur Versammlung und vor dem obligatorischen Weißwurstessen wurde noch zur Bezirksversammlung eingeladen, diese beginnt am Sonntag, 15. April, um 11 Uhr im Gasthaus Seehof in Rimsting Schafwaschen.
Die Begriffe „Rauchen“ und „Gemütlichkeit“ gehörten einst zusammen, so Priller. „Doch war das Rauchen zu keiner Zeit der alleinige Vereinszweck der Rauchclubs in unserer Region, das Ziel war ganz anders: Die Vereinsmitglieder sollten ein ordentliches Begräbnis erhalten. Sterbekassen waren zur damaligen Zeit auf dem Lande für Bauern- und Holzknechte noch nicht bekannt.“ So fanden sich um die vorletzte Jahrhundertwende in Wildenwart, Prien und Rimsting ein paar Männer zusammen, um die verbliebenen Angehörigen im Todesfall rasch mit ein paar Mark unterstützen zu können.
Auch der gesellige Teil sollte bei den Vereinen nicht zu kurz kommen. So stand in den Statuten des Rauchclubs, „der Verein habe die Pflege des anständigen Vergnügens und der geselligen Unterhaltung zu pflegen“. In einigen Orten der Region entwickelten sich aus den Krankenunterstützungsvereinen und Rauchclubs der Jahrhundertwende die heutigen Trachtenvereine. reh