Flintsbach – „Schade, das er noch lebt“: Diesen fragwürdigen Text – noch dazu mit Rechtschreibfehler – hatte jemand auf Facebook gepostet. Gemeint war der Lkw-Fahrer, der am Wochenende bei einem Unfall schwer verletzt wurde. Die Autobahn A93 war über sechs Stunden lang blockiert.
Wie üblich, so erzählt der Flintsbacher Feuerwehr-kommandant Jörg Benkel, habe er nach dem Einsatz auf der A93 – wegen des schweren Unfalls waren mehrere Feuerwehren vor Ort – einen kurzen Bericht auf die Homepage beziehungsweise einen kurzen Text auf dem Facebook-Account der FFW Flintsbach gepostet. Es habe nicht lange gedauert, bis die ersten Kommentare dazu kamen. Und dann dieser Kommentar: „Schade, das der noch lebt.“ „Sofort schwärzten wir die Nationalität des Unfallopfers. Wir waren alle entsetzt“, berichtet Benkel.
Doch einfach zur Tagesordnung übergehen wollten die Wehrler nicht. „Eine solche Meinung zu haben und auch noch zu veröffentlichen, geht gar nicht“, hätten alle gemeint. „Wir konnten einen solchen Ausspruch gar nicht fassen“, erinnert sich der 40-jährige Kommandant. Etwas Derartiges habe er noch nicht erlebt.
So machte sich Benkel daran und verfasste seinerseits einen Kommentar (siehe Screenshot/Bild). Darin verurteilt er einen solchen Spruch scharf, zumal die Feuerwehr ohne Ansehen der Person jederzeit einem Mitmenschen zu Hilfe eilen wird. „Für meinen Kommentar habe ich viel positive Resonanz erfahren. Diese Verbundenheit tut uns Wehrlern gut.“ Enttäuscht war Benkel allerdings, als er den Vorfall zur Anzeige bringen wollte. Der Kommentar sei zwar moralisch verwerflich, aber nicht strafbar, habe er bei der Polizei erfahren. Solange nicht zum Mord aufgerufen werde, politische Hetze oder der Holocaust geleugnet werde, solange liege kein Straftatbestand vor, hieß es dazu von juristischer Seite.
„Die Feuerwehr hat das Richtige gemacht. Sie hat den Kommentar gelöscht“
Daniela Ludwig
Empört war auch die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, selbst Juristin: „Solche Kommentare sind in der Tat indiskutabel. Die Feuerwehr hat aus meiner Sicht das Richtige getan: Sie hat den Kommentar gelöscht und ihre Position klar gemacht, die ich voll unterstütze.“ Moralisch seien solche Kommentare verwerflich, rechtlich könne die Feuerwehr hier nichts tun. Auch die Politik nicht.
Und Ludwig weiter: „Ich will solchen Kommentaren auch kein Forum geben. Stattdessen möchte ich eines hervorheben: Meinen Respekt und meinen Dank an die Einsatzkräfte der Feuerwehren und der Rettungsdienste. Sie leisten ehrenamtlich und unermüdlich Einsatz für die Gesellschaft!“