Gemeinde Stephanskirchen setzt sich aktiv für artenvielfalt ein

Blühende Wiesen, Bienen und Käfer

von Redaktion

Die Verbesserung der Artenvielfalt ist den Gemeinderäten in Stephanskirchen ein Anliegen. In ihrer jüngsten Sitzung beschlossen sie, dass die Gemeinde auf eigenem Grund, so weit er nicht verpachtet ist, den Bienen- und Insektenschutz noch weiter vorantreiben möchte. Blühende Wiesen sollen wachsen und Bienen summen.

Stephanskirchen – Es war ein Antrag der SPD-Fraktion, der im Gemeinderat auf fruchtbaren Boden fiel: Im November vergangenen Jahres beantragten die SPD-Gemeinderatsmitglieder, Bienenweiden auf geeigneten Grünflächen der Gemeinde anzulegen. Ziel sollte sein, das Nahrungsangebot für Bienen zu bereichern und einen Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt in der Region zu leisten.

Seitdem hatte sich eine Arbeitsgruppe zusammengetan (Steffi Panhans, Robert Zehetmaier, Johann Milkreiter, Thomas Fichter, Karin Gall) und mit Unterstützung des Planungsbüros Hohmann/Steinert ein komplettes Wiesenkonzept ausgearbeitet.

Bauhofmitarbeiter Thomas Fichter, ausgebildeter Natur- und Landschaftspfleger, erklärte den Gemeinderatsmitgliedern sein Mähkonzept. Darin hat er die gemeindlichen Flächen, soweit sie nicht verpachtet sind, in verschiedene Prioritätsstufen eingeordnet: Priorität eins wird wöchentlich gemäht und umfasst die Sportplätze. Kategorie zwei sind Rasenflächen auf Kinderspielplätzen, die alle zwei Wochen gemäht werden. Bolzplätze werden demnach wöchentlich gemulcht und Baumscheiben vor der Blüte oder bei Bedarf. Am Vereinsheim wird nach der Blüte gemäht und die Anlage am Scheiberloh ein- bis zweischürig, teilte er mit (diese Anlage sei aber momentan nach Bahnarbeiten ziemlich kaputt).

„Der Bauhof kümmert sich in Stephanskirchen um eine Fläche von 11,4 Hektar, mögliche Blühflächen sind davon 5,4 Hektar. Die andere Fläche gehört zu den Sportflächen oder ist beispielsweise die Liegefläche im Gemeindebad“, rechnete Fichter unserer OVB-Heimatzeitung detailliert vor. Außerdem seien da noch etwa 1,5 Hektar Flächen, die zwar der Gemeinde gehören, aber bisher nicht von ihr gepflegt wurden. „Da mäht schon mal ein Landwirt unsere Fläche gleich mit“, beschreibt er die Situation.

Über die Vorgehensweise auf nicht verpachteten Gemeindeflächen herrschte im Gemeinderat großer Konsens (siehe auch blauer Infokasten). Saatgut soll gekauft und dem Boden zugeführt werden. Außerdem soll eine Leitlinie mit einem Maßnahmenkatalog für den Bienen- und Insektenschutz entwickelt werden. Man wolle als Gemeinde beispielgebend sein mit diesem Vorgehen, so der Tenor der Versammlung.

Mähkonzept

spart Geld

Fichter erklärte, er habe allein durch sein Mähkonzept seit 2009 bereits Geld für den Bauhof sparen können. „Grüngut musste nicht mehr beseitigt werden, wir haben es gemulcht und als Dünger wieder verwendet“, erklärte er. Ludwig Demberger (SPD) wollte wissen, ob man wirklich Saatgut brauche und nicht einfach abwarten können, bis wieder Blumen blühen. Wolf Steinert erklärte jedoch, dass die Böden bereits so „ausgemagert“ seien, dass man den „Knoten öffnen und den Samen eine Chance geben muss, aufzugehen“. Dazu brauche es zum Starten eine fachmännische Bodenaufbereitung.

Steffi Panhans (SPD) freute sich, dass die Gemeinde den Antrag ihrer Fraktion so positiv aufgegriffen habe. „Der Bauhof kennt fast jedes Graserl“ – das habe sie bei der Vorbereitung erfreut festgestellt.

Petra Schnell (CSU) begrüßte die Idee, mit nicht verpachteten Flächen zu beginnen und auch die Bürger vermehrt zu informieren, wie sie selbst Artenschutz betreiben können. „Dass die Rasenroboter so schädlich sind, weiß sicher nicht jeder Gartenbesitzer“, erklärte sie. Bauchweh meldete sie im Zusammenhang mit den derzeit verpachteten Flächen an. „Das sollten wir in Ruhe diskutieren“, forderte sie.

Keine Pestizide

in der Verwendung

Janna Miller (Bündnis 90/Die Grünen) wünschte sich zusätzlich auch Insektenhotels in unmittelbarer Nähe der neuen Wiesen und fragte, ob der Bauhof in Stephanskirchen bei seiner Arbeit Pestizide verwende. „Nein!“, so die entschiedene Antwort von Fichter.

Parteikollegin Christine Annies freute sich über die „Aufbruchstimmung“, die dieses Projekt mit sich bringe. „Es ist aber auch fünf vor zwölf“, mahnte sie.

Margit Sievi (SPD) setzte noch eins drauf: „Es ist bereits zwölf“, gab sie zu bedenken und freute sich, dass mit den Beschlüssen eine gute Basis geschaffen würde. „Wir sollten zeigen, was uns mehr wert ist, Produktivität oder Natur“, forderte sie.

Verpachtete Flächen zunächst zurückgestellt

„Und dann gibt es in Stephanskirchen weitere 21 Hektar, die der Gemeinde gehören, derzeit aber an Landwirte verpachtet sind“, erklärte Thomas Fichter. Über diese Flächen schieden sich im Lauf der jüngsten Gemeinderatssitzung allerdings die Geister der Gemeinderäte.

Herbert Bauer (Parteifreie) monierte, dass man von den Pächtern nicht verlangen könne, aus ihrer Nutzfläche eine Wiese zu machen. „Sie schreiben zwar nicht explizit ‚entziehen‘ in ihrem Beschlussvorschlag, aber was ist das denn sonst, wenn dort eine Blumenwiese entstehen soll?“, fragte er in die Runde.

Auf seinen Antrag hin wurden diese Flächen aus dem Konzept nach einiger Diskussion ausgeklammert. Die Gemeinderatsmitglieder entschieden sich mit 11:8 Stimmen für eine Vertagung dieses Unterpunktes, da sie keinen gemeinsamen Nenner für eine Vorgehensweise auf diesen Flächen finden konnten. „Wir wollen keine Positionierung gegen die Landwirtschaft“, fasste Wolf Steinert vom Planungsbüro Hohmann/Steinert die Meinung des Arbeitskreises zusammen. „Wir wollten keine Kontroverse, sondern in offenen Gesprächen mit den Landwirten eine langfristig angelegte Abstimmung erzielen. Was kann man auf diesen Flächen machen, das wollten wir klären.“

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