Aschau – „160 Jahre haben wir bestens ohne den Wolf gelebt, wir haben ihn zu keiner Zeit vermisst“, sagte Professor Dr. Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands, jetzt bei der Hegeschau der Hegeringe III bis VI in der Aschauer Festhalle. „Die Landwirtschaft ist auf Wolf und Bär nicht mehr ausgelegt, unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft bietet beiden nicht genügend Raum für ein artgerechtes Leben der Großraubtiere, ohne sofort in Konflikt mit dem Menschen und seinen anvertrauten Tieren zu geraten.“
Während Rotwild, Rehwild und Schwarzwild vor allem von den „selbsternannten Naturschützern“ und auch von den Naturschutzbehörden bis in die Ministerien als Schädlinge verdammt und stellenweise an den Rand der Ausrottung gebracht würden, juble man andererseits den Wolf als „Bereicherung des Spektrums unserer Fauna“ hoch, so Vocke weiter.
„Mit welcher Berechtigung und Legitimation diese Wolfsstreichler handeln, bleibt allerdings unklar. Das Wildschwein ist vogelfrei – für den Wolf stellen sie Begrüßungskomitees auf“, schmipfte Vocke. „Auch unsere eingesessenen Wildtiere sind ein Stück Heimat und damit erhaltenswert.“ Das Beispiel des Bibers, dessen Verbreitung nach seiner Wiederansiedlung vollkommen außer Kontrolle geraten sei und der immense Schäden an den Bäumen verursache, müsse ein warnendes Beispiel sein. Vocke rief die Jäger aus dem Landkreis Rosenheim in der voll besetzten Festhalle dazu auf, sich als Anwalt der Tiere und nicht als Schädlingsbekämpfer zu sehen, denen jedes erlaubte und unerlaubte Mittel recht sein muss. Vocke: „Das Bild der Jagd wird draußen von euch Jägern gemacht, lasst euch nicht zu Schießern herabwürdigen.“
„Wald vor Wild – aber niemals ohne Wild“, sei die Devise der Waldbauern, sagte Georg Höhensteiger von der Waldbauernvereinigung Rosenheim, der sich bei den Jägern für die Zusammenarbeit bedankte. Weiterhin müssten in den heimischen Wäldern die Sturmschäden aufgearbeitet und der Borkenkäfer von den stehenden Beständen ferngehalten werden. Die trockene Witterung mache den Bäumen weiter zu schaffen und fördere die Verbreitung des Borkenkäfers. Jetzt gelte es, die Sturmflächen und Käferlöcher wieder aufzuforsten und in den nächsten Jahren vor Wildverbiss zu bewahren.
Respekt vor dem Eigentum gefordert
Höhensteiger bemängelte, dass immer mehr Gruppierungen aus Politik und Naturschutz uneingeschränkten Zugriff auf fremdes Eigentum, auf Wald und Bäume, auf Tiere und Pflanzen beanspruchten. Er forderte mehr Respekt vor dem Eigentum ein. Es könne nicht sein, dass es weitreichende Entscheidungen über privates Eigentum und Vermögen über die Köpfe der Eigentümer hinweg gebe.
Zum 17. Mal kamen die Jäger der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis in Aschau zusammen und zeigten an den Stellwänden über 1200 Trophäen des Vorjahres. Jagdberater Fritz Pichler verlas die Ergebnislisten 2017: In allen Revieren der Hegeringe wurden 129 Stück Rotwild (Vorjahr 121), 3608 Rehe (3359) und 141 (141) Gamswild erlegt, dazu 1044 (1045) Füchse, 152 (131) Dachse, 113 (99) Marder und 116 (112) Hasen.
Die Abschusszahlen beim Federwild sind insgesamt rückläufig: Stockente 846 (1098), Ringeltaube 87 (82), Graugans 136 (169), Eichelhäher 184 (136) und Rabenkrähe 1427 (1668). Er führte aus, dass die Abschusspläne bei Rotwild und Rehwild weitestgehend erfüllt wurden.
Lediglich bei den Gämsen blieben die Jäger mit 141 unter dem geforderten Soll von 175. Diese mussten in diesem Jahr lange nicht aus den Hochlagen herabkommen. Der zunächst milde Winter und die ausreichende Versorgung mit Futter in den angestammten Revieren bewahrte einige vor dem Blei des Jägers. Das Schwarzwild stellt noch keine echte Größe in den vier Hegeringen dar, drei Überläufer wurden gemeldet. Im gesamten Landkreis waren es 70 Stück, der Schwerpunkt liegt dabei mit 58 Schweinen im Raum der Moorwälder um Maxlrain.
Zwingmann geht
in den Ruhestand
Werner Zwingmann von der Jägervereinigung Rosenheim wies darauf hin, dass Schwarzwild und jegliches Wildbret, das in den Handel komme, genauestens auf seine Strahlenbelastung überprüft wurde und daher unbedenklich genossen werden könne.
Nach 25 Jahren als Vorsitzender der Jägervereinigung verabschiedete er sich von seinen Jägern und Forstleuten. In diesem Jahr wird er in den Ruhestand treten. „Jagd ohne Anstand und Ehrfurcht für unser Wild ist auch in Zukunft nicht korrekt. Jagd nur aus der Lust am Töten hat nichts mit unseren Werten der Jagd zu tun. Jagd darf sich nicht auf Trophäenjagd beschränken – Jagd ist nicht Sport oder Spiel, ist kein Hobby. Das Ziel der Jagd ist die Erhaltung von Lebensräumen und der angepassten Wildbestände“, gab er seinen Jägern als Vermächtnis mit auf den weiteren Weg.