Vogtareuth – Die Wellen schlagen hoch in Vogtareuth. Vielfach wird Verständnis aus der Bevölkerung für die jüngste Entscheidung der Gemeinderatsmitglieder signalisiert, sich dem „Deal“ mit den Stadtwerken Rosenheim verweigert zu haben. Wie berichtet, hatten diese gefordert, ein dauerhaftes Betretungsrecht an ihrer Messstelle zu erlangen, die auf Vogtareuther Grund liegt. Im Gegenzug sollten die Vogtareuther die dringend notwendigen Daten der Messstellen der Stadtwerke erhalten. Doch der Gemeinderat ging in seiner jüngsten Sitzung nicht darauf ein. Damit rückt die gemeindliche Wasserversorgung wieder ein Stück weiter in die Ferne. Die OVB-Heimatzeitung fragte bei Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter nach, wie es nun weitergehen soll.
Das Ergebnis der Gemeinderatsabstimmung zum Thema Wassersuche hätten Sie sich anders gewünscht. Wie ist Ihre Sicht auf die Dinge?
Die Aufhebung des Betretungsverbots des gemeindlichen Grundstückes mit dem Messpegel der Stadtwerke Rosenheim in Untersee wurde mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt. Die lange Diskussion und die zahlreichen Fragen an den Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim, Klaus Sandforth, haben deutlich gezeigt, dass sich der Gemeinderat Vogtareuth die Entscheidung nicht leicht gemacht hat.
Das Ergebnis der Abstimmung hat nun leider zur Folge, dass die Gemeinde Vogtareuth die Messpegel der Stadtwerke im Verfahren zur Feststellung des notwendigen Wasserschutzgebiets für den Brunnen Buchwald-Vogtareuth für Auswertungen nicht nutzen darf. Klaus Sandforth hat ja unmissverständlich klargestellt, dass eventuell künftig vorliegende Pegelwerte der Stadtwerke nicht im Rahmen des Umweltinformationsgesetzes zur Verfügung gestellt werden müssen. Freiwillig wollen die Stadtwerke Rosenheim die Daten im Rahmen einer Stichtagsmessung nur zur Verfügung stellen, wenn die Gemeinde Vogtareuth zum fraglichen Pegel ohne Einschränkungen und auf Dauer den Stadtwerken Zutritt gewährt. Die nun zusätzlichen Messstellen müssen mit Kosten von etwa 50000 bis 70000 Euro, je nach Bohrtiefe, berechnet werden. Diese Kosten sind dann auf die Anschlussnehmer der Wasserversorgungseinrichtung und die Verbraucher des Wassers über Beiträge und Gebühren umzulegen. Sofern nur eine zusätzliche Messstelle notwendig wird, würde dies dann wohl auch im Hinblick auf den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit noch vertretbar im Ermessen der Gemeinde liegen, wenn damit ein eventueller Schaden von umweltrelevanten Schutzgütern abgewendet werden kann, der durch eine hohe Wasserentnahme durch die Stadtwerke Rosenheim befürchtet wird. Bei der Notwendigkeit von zusätzlichen sechs bis acht Messstellen, als Ersatz für die nicht zur Verfügung stehenden Messstellen der Stadtwerke, wie sie von Sandforth in den Raum gestellt wurden, sind die Ausgaben wohl im Rahmen einer rechtsaufsichtlichen Prüfung durch das Landratsamt Rosenheim nicht zu rechtfertigen.
Dies alles verzögert unser aller wichtigstes Interesse, möglichst schnell und zügig, zu vertretbaren Kosten und natürlich auch mit möglichst geringen Eingriffen in unsere Umwelt, die gemeindliche Wasserversorgung Vogtareuth sicherzustellen. Die Zeit läuft und die Wasserentnahme in der Zaiseringer Quelle ist nur zeitlich begrenzt möglich.
Die gemeindliche Wasserversorgung ist mit dem Beschluss leider wieder ein Stück weiter in die Zukunft gerückt.
Wie geht es nun weiter? Was sind die nächsten Schritte?
Zunächst werden mit dem Landratsamt Rosenheim und dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim kurzfristig weitere, klärende Gespräche geführt werden. Selbstverständlich sind auch weitere Verhandlungen mit den Stadtwerken Rosenheim und mit Frau Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer ins Auge zu fassen.
Manche Räte empfanden bei der Abstimmung, dass Ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt wurde. Können Sie das nachvollziehen?
Der vereinzelt geäußerte Eindruck mancher Räte, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen, hängt wohl damit zusammen, dass die Quelle Zaisering nicht mehr lange genutzt werden kann und Klaus Sandforth auf diesen allgemein bekannten Punkt mehrfach hingewiesen hat. Beigetragen hat wohl auch, dass die Stichtagsmessung nach Ausführungen von Sandforth für die Beurteilung der Schutzgebiete von Vogtareuth mit einer größeren Anzahl von Messpegeln durchzuführen ist. Ein auf „null“ reduzierter Entscheidungsspielraum für die Gemeinde Vogtareuth, dass ohne die Freigabe des Betretungsverbotes kein Datenaustausch von Messpegeln mit den Stadtwerken zustande kommt, hat diesen Eindruck wohl zusätzlich vermittelt.
Interview: Sigrid Knothe