Aschau/Eggstätt/Frasdorf/ Bad Endorf – Eine traumhafte Bergwelt, bayerisches Brauchtum wie aus dem Bilderbuch, Schlösser und Burgen, Wellnesstempel und die Nähe zum Chiemsee, der vielen Oberbayern als beliebtes Ausflugsziel gilt: Die Gemeinden Aschau, Bad Endorf, Frasdorf und Eggstätt, die das Tor zum Chiemgau bilden, haben viele touristische Attraktionen zu bieten, die Jahr für Jahr tausende Urlaubsgäste in die Region ziehen. Und dennoch blicken die Mitarbeiter der kommunalen Tourist-Informationen manchmal neidvoll in die Nachbargemeinden.
Aschau: Forderung
nach einem Hotel
So hat die Gemeinde Aschau erst jüngst einen Versuch unternommen, Barrierefreiheit am Aschauer Bahnhof zu schaffen. Dazu hätte die Kommune sogar selbst Geld für eine Rampe in die Hand genommen, was von der Deutschen Bahn aber abgelehnt worden ist (wir berichteten). „Wir haben seit 100 Jahren mit der Kinderklinik eine Top-Klinik im Ort“, so Christopher Hagn von der Tourist-Info Aschau. „Da fragen wir uns schon, wieso es hier nicht möglich ist, den Bahnhof barrierefrei zu gestalten, wie es beispielsweise in Nachbargemeinden möglich ist.“ Denn spontane Ausflüge – beispielsweise an den Chiemsee – seien so für die jungen Patienten nicht möglich, wie Hagn erklärt.
Doch nicht nur das Bahnhofthema treibt den Tourismusexperten um, auch der Mangel an Hotels in der Region sorge dafür, „dass der Landkreis touristisch nicht konkurrenzfähig mit Nachbarlandkreisen“ ist. Beispiel Festhalle in Hohenaschau: „Wir hätten da beste Möglichkeiten, Firmenveranstaltungen abzuhalten, bei der Frage nach Übernachtungsmöglichkeiten müssen wir dann aber immer passen“, so Hagn, der sich für die Region – gerne auch in Aschau – ein moderns Vier-Sterne-Hotel mit Wellnessangebot wünscht: „Das ist im Landkreis drigend nötig und würde viele zusätzliche Gäste anlocken.“
Bad Endorf: Vorbild Bayerischer Wald
Eines der größten Lockmittel für die Marktgemeinde Bad Endorf sind die Chiemgau-Thermen, die Bade- und Saunafans zum Entspannen anzieht. Und trotzdem hätte Peter Helfmeyer, Leiter der Tourist-Information, nichts dagegen, wenn weitere Attraktionen für den Kurort folgen würden.
So blickt der Tourismuschef mit glänzenden Augen ins niederbayerische Neuschönau. Denn ein ähnlicher Baumwipfelpfad, der den Besuchern dort die Fauna des Bayerischen Waldes nahe bringt, würde nach Einschätzung von Helfmeyer auch Endorf gut zu Gesicht stehen.
Und auch nicht dem Schutz der Landschaft sowie der Natur entgegen stehen, ist sich Helfmeyer sicher. „Beispielsweise am Rand des Schutzgebietes bei Hofham wäre so ein Baumwipfelpfad ohne Probleme zu verwirklichen“, glaubt der Leiter der Tourist-Info, der sich von einem derartigen „Leuchtturmprojekt“ für die Besucher eine eindrucksvolle Aussicht über die Landschaft erhofft. Zunächst könnte Helfmeyer aber auch mit der Errichtung eines Barfußwanderwegs gut leben, am besten mit „dem längsten Barfußwanderweg Oberbayerns“.
Eggstätt: Von der Historie profitieren
Während ihr Endorfer Kollege den Blick bis in den Bayerischen Wald richtet, reicht für Gesche Birkelbach von der Tourist-Information Eggstätt bereits der Blick wenige Kilometer Richtung Südwesten nach Amerang. „Diese Gemeinde beneide ich etwas um das Bauernhof- und das Automobilmuseum“, verrät Birkelbach, die jüngst auch Anregungen aus Prien mitgenommen hat, die sie gerne verwirklichen würde.
„Ich war dort mit einer Freundin auf einer Schmankerltour“, erzählt die Tourismusexpertin, der ähnliche Touren für Urlauber in Eggstätt vorschweben würden. Zumal die Kommune vor allem geschichtlich viel zu bieten hat, wie Birkelbach findet: „Der Ort ist mittlerweile über 1080 Jahre alt und viele Häuser und Höfe haben interessante Geschichten, die für Gäste spannend sein könnten.“ Doch woran hapert‘s? „Unser Gemeinderat zieht da leider nicht so mit.“
Frasdorf: Appell
an den Alpenverein
Probleme, von denen Brigitte Kolbeck aus Frasdorf nicht berichten kann. So habe der Gemeinderat immer wieder über die Schaffung touristischer Maßnahmen diskutiert – beispielsweise über die Errichtung einer Rodelbahn oder den Bau eines Aquaparks, diese Ideen aber aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen wieder verworfen. „Wir haben halt einfach keinen richtigen touristischen Besuchermagneten wie eine Bergbahn“, weiß die Leiterin der Frasdorfer Tourist-Information. Doch dieser Mangel werde in Frasdorf durch viele andere Faktoren wettgemacht, wie Kolbeck betont. Beispielsweise durch die gute Lage der Gemeinde und durch idyllische Ortsteile in den Randbezirken mit herrlichen Blickwinkeln auf die Bergwelt, bei denen „wir sogar Aschau den Rang ablaufen“.
Doch trotz der Zufriedenheit, die Kolbeck durch den touristischen Ist-Zustand der Kommune empfindet, liegt ihr ein Misstand im Magen. „Es wäre wichtig, dass die Riesenhütte wieder aufmacht“, appelliert Kolbeck an den Deutschen Alpenverein, endlich eine Lösung für die sanierungsbedürftige und seit 2013 geschlossene Hütte zu präsentieren. Denn: „Die Hütte geht uns und den Urlaubsgästen schon sehr ab.“