Nußdorf – Auf Höhe der Sappelbrücke löste sich in etwa 200 Metern Höhe oberhalb der Mühltalstraße zwischen Nußdorf und Samerberg die Schlammmasse in einer Breite von gut 50 Metern. Sie riss Geröll, Bäume, Wurzeln und auch größere Steine mit sich, rutschte über die Mühltalstraße und kam erst im Bachbett zum Stillstand.
Schadensfläche eindämmen
„Der Auftrag zur Sicherung des Abhangs ist inzwischen an eine Bernauer Spezialfirma vergeben“, erklärt Nußdorfs Bürgermeister Sepp Oberauer. Nun sei Eile geboten, da zunächst die Rutschkanten gesichert werden müssen, um ein weiteres Nachrutschen der Erdmassen an der oberen Abbruchkante und an den Flanken zu verhindern und die Schadensfläche einzudämmen. Das erreiche man zunächst mit der Einbringung von Schotterstützscheiben, die seitlich zum Steinbach hin entwässert werden. Hiermit hat die Spezialfirma bereits begonnen. Erst danach würde die eigentliche Hangsicherung beginnen, da die akute Rutschgefahr zurzeit noch zu hoch sei, um ein gefahrloses Arbeiten zu ermöglichen, so Oberauer.
Weil die geschätzten Gesamtkosten von rund 250000 Euro den Nußdorfer Haushalt stark belastet hätten und für solche Naturereignisse staatliche Zuschüsse zu erhalten sind, stellte die Gemeinde Nußdorf nach dem ersten Hangrutsch einen Antrag bei der Regierung von Oberbayern. Mittlerweile liegt auch die Zusage für diesen staatlichen Zuschuss vor, bestätigte der Bürgermeister.
Diese Zusage konnte im Mai nicht erteilt werden, da die zuständigen Stellen mit der Auftragsvergabe eine öffentliche Ausschreibung verbunden sehen wollten und deshalb im Vorfeld zwei weitere konkurrierende Angebote verlangten (wir berichteten).
Außerdem sahen die Verantwortlichen auch keine Eilbedürftigkeit in dem Antrag der Gemeinde. Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich nun erst herausstellte.
Bereits in der Gemeinderatssitzung im Mai warnte die von der Gemeinde beauftragte Geologin Andrea Ebel aus Wasserburg vor weiteren Muren, der Hang sei sehr instabil und das Betreten des Waldabschnitts sehr gefährlich. Sie rechnete seinerzeit schon nach Einsetzen weiterer starker Regenfälle mit der Verschärfung der Lage. „Daher haben wir den Hang auch regelmäßig beobachtet“, bestätigt Oberauer, der noch wenige Stunden vor dem Hangrutsch an dieser Stelle war.
Höchste Lebensgefahr besteht weiter
Der aktuelle Murenabgang wurde von einem Radfahrer gemeldet. „Er hat sehr viel Glück gehabt“, bescheinigt ihm Oberauer erleichtert. „Viele haben die bestehende Gefahr eindeutig unterschätzt.“ Sie hätten die Sperre nicht ernst genommen. „Hier herrscht weiterhin höchste Lebensgefahr“, betont er, denn es könnten immer noch weitere Muren abgehen. Außerdem würden im Hang große Felsbrocken liegen, die sich schnell lösen und dann mit voller Wucht zu Tal gehen könnten. „Daher bleibt die Straße für alle Verkehrsteilnehmer, ob Kraftfahrzeug, Radfahrer oder Wanderer, vorerst gesperrt“, bestätigt Oberauer und appelliert an jeden, sich von diesem Hang fernzuhalten. Er rechnet damit, dass die Arbeiten noch bis Jahresende anhalten werden.