Eine-Welt-Laden eröffnet in Riedering

„Fair einkaufen liegt im Trend“

von Redaktion

Vom heimischen Schuppen geht es hinaus in die Öffentlichkeit: Annemarie Wittmann eröffnet nach einer langen Probephase am Freitag, 15. September, einen Eine-Welt-Laden in Riederings Dorfmitte. Mit ihrer Freundin Rita Leberfinger betreibt sie den Laden als Gemeinschaftsprojekt. Sie glauben: „Fair einkaufen liegt im Trend.“

Riedering – Es war ihr Bauchgefühl, auf das sich Annemarie Wittmann verlassen hatte. Die Riederingerin kennt keine Scheu vor Neuem. Als gelernte Zahnarzthelferin, die sich schon viele Jahre ehrenamtlich kirchlich engagierte, wollte sie vor knapp zehn Jahren noch einmal mehr wagen, etwas „fruchtbringendes“, wie sie selber sagt, und startete erst im heimischen Keller, dann in einem separaten Schuppen vor ihrem Haus einen kleinen Eine-Welt-Laden. Von Familie und Freunden ermuntert, wagt sie sich nun an Größeres: Am kommenden Freitag eröffnet sie um 10 Uhr in der Rosenheimer Straße 3, ihren eigenen Welt-Laden.

Unterstützt wird sie auch von ihrer Freundin Rita Leberfinger, die Verkauf gelernt hat. „Alleine hätte ich mich das nicht getraut,“ gibt sie zu. Glückliche Umstände halfen ein wenig nach bei der Ladengründung. Durch Zufall hörte Wittmann, dass Gabi Aigner, die Blumenhändlerin aus Riedering, ihren Blumenladen aufgeben und in den Ruhestand gehen wollte. Das war Ende Mai, – und von da an sei alles recht schnell gegangen.

Seit einigen Tagen sind die beiden Freundinnen nun dabei, die frisch eingetroffenen Waren zu sortieren und im Laden auszulegen. Sie glaube an den Erfolg ihres Ladens, gesteht sie, sei doch das Interesse an fair gehandelten und ökologisch einwandfreien Produkten gestiegen. „Das Image ist entstaubt, die Eine-Welt-Läden sind anders, besser und anspruchsvoller geworden“, ergänzt Leberfinger. Dass dem so ist, kann man schon allein an der Namensänderung erahnen: Hießen die Läden noch früher „Dritte-Welt-Laden“, so werden sie nun global als „Eine-Welt-Laden“ bezeichnet.

Nach wie vor umfasst das typische Sortiment eines Weltladens einerseits die klassischen agrarischen Produkte des Südens (Lateinamerika, Afrika und Asien) wie Kaffee, Tee, Kakao/Schokolade, Honig, Gewürze, Zucker, Fruchtsäfte und getrocknete Früchte, andererseits auch (Kunsthandwerk aus diesen Ländern, etwa Körbe und Taschen, Schmuck, diverse Haushalts- und Deko-Artikel, Spielzeug, Dekorationsfiguren, Kleidung und Hängematten.

Gab es noch vor 30 Jahren rund 350 Läden, so ist die Zahl bundesweit mittlerweile auf 900 angestiegen – Tendenz steigend. Wittmann zeigt sich überzeugt vom Konzept: Schon in ihrem Keller oder auch an Ständen bei kirchlichen Veranstaltungen waren Interesse und Kaufbereitschaft groß. Fair einzukaufen entspreche dem Zeitgeist und sei „in“. Außerdem führe sie „anspruchsvolle Geschenke“.

Produkte aus der Welt und aus der Region

Die Kunden stehen im Mittelpunkt, das ist den beiden Ladengründerinnen wichtig. Um diese zu verwöhnen und zu begeistern, sind Verkostungen mit Kaffee geplant. Aber es gebe nicht nur fair gehandelte Produkte aus den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, sondern auch regionale Produkte wie beispielsweise Bier aus Schnaitsee und Schnaps aus Wolferkam.

Kundenwünschen stehe man offen gegenüber, aber jetzt müsse man erst einmal die Eröffnung weiter vorbereiten, den Laden dekorieren und einräumen und die anfänglichen Verkaufszahlen abwarten.

Der Bürgemeister habe sein Kommen zur Eröffnung zugesagt, der Pfarrer werde den Laden segnen – und dazu noch das gute Bauchgefühl, „dass man so was machen kann“.

Der „Welt-Laden Riedering“ stehe schon jetzt unter einem guten Stern, glauben die beiden Unternehmerinnen ganz fest.

Fachgeschäfte für fairen Handel

Weltläden sind die Fachgeschäfte für fairen Handel. Ziel der Weltläden ist es, zu mehr Gerechtigkeit in den Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des Globalen Südens und des Nordens beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, verkaufen Weltläden Produkte aus Fairem Handel, beteiligen sich an politischen Kampagnen und leisten Informations- und Bildungsarbeit zu Fragen des Fairen Handels. Ursprünglich wurden diese Läden als „Dritte-Welt-Laden“ bezeichnet. Mit dem Bedeutungswandel des Begriffes Dritte-Welt haben sich die Bezeichnungen „Eine-Welt-Laden“ oder nur „Weltladen“ etabliert. Schon in den 60er-Jahren forderten auf internationaler Ebene Entwicklungsländer „Fairer Handel statt Almosen“. 1969 wurde der erste Weltladen in den Niederlanden eröffnet, von dort breitete sich die Bewegung über ganz Westeuropa aus. Heute sind bundesweit 900 Weltäden und über 2400 Weltläden europaweit organisiert. Wie in den Anfangszeiten ist die Bewegung aber auch weiterhin stark basisorientiert. Partner der Weltläden sind vor allem kleinbäuerliche Betriebe, Genossenschaften, Handwerker, Plantagenarbeiter, Kleinfirmen und Selbsthilfegruppen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Das Mehreinkommen aus dem Fairen Handel wird von den Produzenten für Sozialprojekte, Bildungsprogramme, ökologische Investitionen, Verbesserung der Infrastruktur usw. verwendet. Deutsche Weltläden beziehen ihre Verkaufsware in der Regel von den auf Fairen Handel spezialisierten Importorganisationen GEPA – The Fair Trade Company, dwp eG (Dritte Welt Partner) oder der El Puente GmbH oder aber auch direkt von Kleinbauernkooperativen und Genossenschaften in den Entwicklungsländern.

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