Pfarrer Dr. Placide Khonde berichtet über die aktuelle Lage in seinem Heimatland

„Damit sie wieder hoffen können“

von Redaktion

Seit 2001 kommt Pfarrer Dr. Placide Khonde im Sommer nach Amerang, um in der Pfarrei auszuhelfen. Er sammelt Spenden für seinen Heimatort Boma im Kongo. Nach der Hochwasserkatastrophe im Dezember letzten Jahres ist die Lage besonders kritisch.

Amerang – „Aider les autres à garder leur sourire dans la vie – Hilf’ anderen, sie lächelnd im Leben zu halten“. Unter diesem Motto hat Pfarrer Dr. Placide Khonde Gelder gesammelt, um die Opfer in seiner Heimat, dem Kongo, zu unterstützen. „Es war am 26. Dezember 2016 um 23 Uhr. Es hat lange Zeit geregnet, die meisten Leute waren schon im Bett, als das viele Wasser plötzlich kam und die Häuser am Ufer weggespült hat. Die Bilanz: 60 Tote hat man gefunden, aber über Hundert wurden vermisst. Einige Kinder fand man am Morgen im Dreck lebend, ohne ihre Eltern“, erzählt Pfarrer Khonde.

Er hat sofort reagiert und seinen Bekannten aus Amerang, Georg Kronast, benachrichtigt. Dieser hat die Katastrophe sofort der Kirche gemeldet und ein Spendenkonto eröffnet. Innerhalb von zwei Monaten hat man 26000 Euro gesammelt. Khonde hat sofort geholfen. „Bis jetzt haben wir 40 Prozent der Spendengelder für Lebensmittel, 20 Prozent für Medikamente und Krankenhauskosten und drei Prozent für Kleidung verwendet. 20 Prozent haben wir für Möbel sowie die Schaffung von Lebensraum benutzt. 17 Prozent investierte man für Hilfe zur Selbsthilfe, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, wieder nach vorne zu schauen“, erklärt der Pfarrer. Beispielsweise hätten zwei junge Männer ihre Geschäfte durch das Unglück verloren, weshalb man ihnen Produkte zum Verkaufen geschenkt habe, um ihr Geschäft wieder anzukurbeln. „Wir haben sie unterstützt, damit sie wieder hoffen und weitermachen können“. 3000 Euro hat der Pfarrer für eine Reisschälmaschine eingesetzt, um die Menschen mit Reis schnell zu versorgen. Mittlerweile verleiht er diese gegen Geld auch anderen Bauern.

Seit 1985 ist Khonde Generaldirektor der Bistums-Hochschule in Boma. In acht Semestern können die Studenten in den Fachrichtungen Krankenpflege, Labor, Finanz und Information oder Lebensmittelchemie ihr Diplom absolvieren. Dieses Jahr haben 170 Studenten ihren Abschluss gemacht. „Siebzig Prozent der Absolventen bekommen Jobs in Krankenhäusern“, erzählt Khonde.

Neben der Tätigkeit als Biologieprofessor an der Hochschule ist der 74-jährige Pfarrer auch Initiator einer Landwirtschaft.

Er hat mittlerweile 13 Rinder, 60 Schweine und zwölf Ziegen. Der Pfarrer hat drei Arbeitern und drei Praktikanten eine neue Arbeit beschafft, von der sie sich versorgen und leben können. „Die Arbeitslosenquote liegt im Kongo bei 80 Prozent. Die Menschen betreiben zwar Handel, aber Erträge haben sie kaum“, erklärt Dr. Khonde.

Das fünfmal größere Land als Deutschland hat aber noch ganz andere Probleme: „Die politische Lage ist eine Katastrophe“, ärgert sich der Pfarrer. „Viele demonstrieren, weil Präsident Kabila eine Diktatur einrichten möchte, obwohl er sein letztes Mandat ausführt. Die Opposition und die Leute sind arm und viele wünschen sich einen neuen Präsidenten mit einer neuen Mentalität“, erklärt der Pfarrer empört. Die Arbeiter bekämen kein Geld und viele streiken, die Kranken sterben, weil es kaum noch Ärzte, Krankenpfleger, geschweige denn Medikamente gibt, so Khonde. „Zum Glück ist es in Boma relativ ruhig und ich kann gut arbeiten“, so der Pfarrer.

Vorträge und Benefizkonzerte

Um die Menschen in den Gemeinden Amerang und Altenmarkt, wo er als Urlaubsvertretung tätig ist, auf dem Laufenden zu halten, und Spendengelder zu sammeln, gibt er regelmäßig Vorträge oder organisiert Benefizkonzerte. Zum Vortrag vor wenigen Tagen im Pfarrsaal Evenhausen kamen 25 Menschen, 500 Euro wurden gesammelt.

Seit 2001 kommt Dr. Placide Khonde jedes Jahr nach Amerang – und das offenbar sehr gerne: „Die Leute sind sehr offen und Rassismus habe ich noch nie erlebt. Fast jeden Tag bin ich bei einer anderen Familie zum Essen eingeladen.“

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