Der bayerische Jagdverband hat stürmische Zeiten hinter sich. Unter den Ermittlungen gegen den langjährigen Präsidenten Jürgen Vocke wegen des Verdachts der Untreue hat der Ruf der größten Interessensvertretung der bayerischen Jägerschaft gehörig gelitten. Statt sich um die Probleme von Wild und Wald (die Reihenfolge ist traditionell umstritten) zu kümmern, rieb sich die Verbandsspitze in internen Grabenkämpfen auf. Nun deutet sich im Rennen um das Präsidentenamt ein Zweikampf an. Ob Interims-Chef Thomas Schreder oder Staatssekretär Roland Weigert als Erster die Ziellinie durchläuft, scheint offen. Hinter den Kulissen läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. Aber egal, wer am Ende vorne liegt: Seine größte Aufgabe wird es sein, Frieden zu stiften.
Zum einen innerhalb des Verbands, in dem sich viele Mitglieder wegen mangelnder Transparenz und Alleingängen der Führung zuletzt nicht ausreichend vertreten sahen. Zum anderen mit all jenen, die sich aus anderer Perspektive mit Wald und Wild befassen: Förstern, Waldbesitzern, Bauern. Nach viel Konfrontation in den vergangenen Jahren ist hier ein Brückenschlag nötig, um etwa beim wichtigen Thema Waldumbau Lösungen zu finden. Gelingt das nicht, droht dem Jagdverband Gefahr von seinem Ableger, dem Ökologischen Jagdverband. Der hat zwar deutlich weniger Mitglieder – aber seine Stimme wird im Zeichen der Klimadebatte immer lauter.
Dominik.Goettler@ovb.net