PRESSESTIMMEN
„Dieser Schachzug zeigt, dass die aufgrund der Proteste des Sommers nervös gewordene Kremlführung die öffentliche Meinung nicht völlig ignorieren kann. Das gilt auch für Putin, der zwar weiter fest im Sattel sitzt, aber mit seiner aggressiven Außenpolitik heute weniger zu punkten vermag als während der Euphorie über die ,Heimholung‘ der Krim. Noch sehen viele Bürger in Putin die Verkörperung eines starken Russland. Doch wenn sich die Verfassungsreform als Operation zur reinen Machterhaltung entlarvt, droht er vor dem Hintergrund von wirtschaftlicher Misere, wachsender Repression und internationaler Isolation zu einem ganz anderen Symbol zu werden – zum alternden Sinnbild von Stagnation und politischer Verknöcherung.“
Es ist lange her, dass die russische Politik einen solchen Umbruch erlebt hat. Staatliche Medien stellten die Initiative als willkommene Wende in Richtung eines stärkeren Parlaments dar. Viele einfache Russen scheinen den Schritt als Akt eines gütigen Zaren zu betrachten (…). Tatsächlich formt Putin die Verfassung jedoch in einer Weise um, die ihm bis weit in seine 70er-Jahre hinein einen Arbeitsplatz garantiert.