Berlin – Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hält einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland für denkbar. „Ob das nötig ist, wird davon abhängen, ob die Energiewende klappt, ob die Kosten im Rahmen bleiben und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist“, sagte der CDU-Politiker. „Es ist eine Frage, die in zehn oder 15 Jahren ansteht.“ Kernforschung müsse weiter betrieben und gefördert werden: „Wir müssen technologieoffen bleiben. Das heißt nicht, dass wir gleich neue Kraftwerke bauen. Aber wir müssen die Kompetenz dafür behalten.“ Zugleich räumte er ein, dass es für Atomkraft derzeit in Deutschland keine gesellschaftliche Mehrheit gibt. Es sei aber richtig, diese Frage immer wieder neu zu diskutieren: „Immerhin hätte man mit Atomenergie weniger CO2-Emissionen.“
Mit dem Gipfel zum Kohleausstieg im Kanzleramt zeigte sich Kretschmer zufrieden. Man habe sich auf „etwas Vernünftiges geeinigt“. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass das Ende der Kohleverstromung in Deutschland wohl um einige Jahre vorgezogen wird. Bislang ist als Enddatum für den Kohleausstieg 2038 anvisiert. Laut der nun erzielten Vereinbarung solle geprüft werden, ob der Ausstieg möglicherweise schon drei Jahre früher abgeschlossen werden kann, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Bei den Entschädigungsleistungen „für die Unternehmen, die schon in den 20er-Jahren Stilllegungen vornehmen“, werde es „für den westdeutschen Komplex 2,6 Milliarden Euro geben, in Ostdeutschland 1,75 Milliarden“, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz. „Das verteilt sich auf etwa 15 Jahre jeweils nach der Stilllegung.“