Quälende letzte Minuten für die Passagiere

von Redaktion

Flug PS752 endete kurz nach dem Start in Teheran in einem Feuerball. Mehrere Länder sehen Hinweise auf Raketenbeschuss – der Iran bestreitet das und führt einen technischen Defekt als Ursache an.

VON FRIEDEMANN DIEDERICHS UND RALF. E. KRÜGER

Teheran/Berlin/Washington – Die Passagiere in der ukrainischen Boeing von Flug PS752 müssen quälende letzte Minuten erlebt haben – nachdem die iranische Abfangrakete offenbar außerhalb des Flugzeugs detonierte, die Verkehrsmaschine aber nicht zur Explosion brachte. Laut Augenzeugen am Boden haben die Piloten noch versucht, mit dem brennenden Flugzeug umzukehren. Sie schafften aber keine Landung mehr. Sehr wenig spricht dafür, dass das iranische Militär das zivile Verkehrsflugzeug mit Absicht abschoss; an Bord waren nach Angaben aus Kiew nämlich auch 82 Iraner, daneben etliche Europäer sowie 63 Kanadier.

Warum die üblichen Schutzvorkehrungen im iranischen Militär gegen irrtümliche Abschüsse im zivilen Luftverkehr nicht gegriffen haben, dürfte noch lange Gegenstand von Spekulationen bleiben. Laut dem amerikanischen Nachrichtensender CNN sind die Iraner bemüht, möglichst viele Spuren zu verwischen. So seien sie damit beschäftigt, große Trümmerteile der Maschine vom Absturzfeld zu entfernen. Dies wird eine Auswertung durch unabhängige internationale Experten erheblich erschweren. Ein Trümmerfeld darf in der Regel nicht durch solche Aktionen verändert werden. Ein im Internet kursierendes Video stärkt nach Einschätzung der „New York Times“ die These eines Raketenbeschusses. „Das von uns verifizierte Video scheint eine iranische Rakete zu zeigen, die ein Flugzeug in der Nähe von Teherans Airport trifft“, schrieb das Blatt. Zu große Hoffnungen darauf, dass die Auswertung der Flugschreiber definitive Hinweise auf einen Abschuss bringen wird, sind nach Einschätzung von Experten trügerisch: Auch beim Abschuss der Malaysian Airlines über der Ostukraine in 2014 brachten die Flugdaten keine eindeutigen Beweise. Sie dürften allerdings zeigen, dass beide Triebwerke bis zur Detonation der Rakete korrekt gearbeitet haben. Dann gab es einen plötzlichen „Triebwerksausfall“. Raketen sind in der Regel so programmiert, dass sie den heißesten Teil eines Jets ansteuern. Die Iraner dürften den Flugschreiber nun dazu nutzen, weiter von einem „Triebwerksausfall“ zu sprechen, aber die Ursache natürlich verschweigen. Die Cockpit-aufzeichnungen zeigen in einem solchen Fall in der Regel keine Kommunikation mehr mit dem Boden – außer vielleicht einem kurzen Fluch.

Die USA verhängten am Freitag Sanktionen gegen acht Vertreter der iranischen Führung und gegen die Metallindustrie des Landes. Auch CDU-General Paul Ziemiak brachte Sanktionen ins Spiel: „Diejenigen, die verantwortlich sind für eine solche Tat, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Derweil stimmte das US-Repräsentantenhaus im Konflikt mit dem Iran mehrheitlich für eine Resolution, die die militärischen Vollmachten von US-Präsident Donald Trump beschränken soll. Die Resolution hat aber keine Gesetzeskraft und ist eher symbolisch.

Ziemiak fordert Sanktionen

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