Boeing 737 Max

Die Tücken maßlos unterschätzt

von Redaktion

MARTIN PREM

Flugpioniere wie Otto Lilienthal oder auch die Gebrüder Wright mussten lange tüfteln, bis ihre Konstruktionen flogen. Auftrieb und Schwerkraft, Vortrieb und Luftwiderstand müssen dazu aerodynamisch ausgewogen sein. Ein gutes Flugzeug wie die Boeing 737 aus dem Jahr 1965 ist ein Meisterwerk. Es lässt sich aber nur sicher fliegen, wenn alles an seinem Platz bleibt. Schon ein schweres Gepäckstück, das ins Rutschen kommt, kann alle Berechnungen zunichtemachen.

Neue effizientere Triebwerke passten nicht unter die Flügel der 737. Sie mussten nach vorn und nach oben rücken. Die Hoffnung, Veränderungen der Aerodynamik durch digitale Steuereingriffe ausgleichen zu können, war – zurückhaltend formuliert – sehr sehr mutig. Es war, als wolle man ein Auto mit kapitalem Fahrwerksschaden durch Software wieder fahrtauglich machen. Eigentlich noch viel schlimmer, weil ein Flugzeug im Notfall nicht einfach am Straßenrand stehen bleiben kann.

Die Frage, wie lange die Boeing 737 Max am Boden bleibt, war immer schon falsch gestellt. Es muss geklärt werden. ob man eine Konstruktion, die bei einem Rechnerausfall nicht mehr sicher fliegt, jemals wieder in die Luft lassen darf. Und diese Frage ist offen. Boeing hat sich die Kosten und den Zeitaufwand einer Neuentwicklung gespart – und dabei Tücken der Aerodynamik unter- und die Fähigkeiten digitaler Steuerung maßlos überschätzt. Der wohl teuerste Fehler der Unternehmensgeschichte.

Martin.Prem@ovb.net

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