Andreas Bertele aus Altomünster (Kreis Dachau) ist einer von tausenden Landwirten, die heute in Berlin demonstrieren. Gestern um 5 Uhr morgens hat er sich mit seinem Traktor auf den Weg gemacht. Wir erreichen ihn telefonisch im Konvoi kurz vor Bayreuth.
Warum fahren Sie nach Berlin?
Wir wollen die Politik an den Tisch holen, um über eine nachhaltige und faire Agrarpolitik zu sprechen. Die Politiker sagen ständig, sie wollen kleinbäuerliche Betriebe unterstützen. Aber wenn man sieht, wie viele Landwirte in den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben haben, zeigt das doch, dass mit der derzeitigen destruktiven Politik das Höfesterben einfach weitergehen wird.
Was läuft konkret falsch?
Auf uns rollt ein irrsinniges Bürokratiemonster zu. Wenn ich einen großen Betrieb mit vielen Mitarbeitern habe, stelle ich halt einen ab, der sich darum kümmert. Aber der kleine Landwirt schafft das nicht. Er wird vom Bürokratismus erschlagen. Statt zu vereinfachen, kommt von der Politik eine Auflage nach der anderen hinzu. Es werden emotionale Entscheidungen getroffen, die am Fachlichen vorbeigehen. Und wenn die jungen Landwirte sehen, dass bei all dem Aufwand kein fairer Preis herauskommt, dann gehen sie lieber in die Industrie.
Aber muss nicht bei Artenschutz und Überdüngung etwas passieren?
Ja, aber wir müssen miteinander darüber reden. Wir können viel machen im Artenschutz, aber wir müssen auch überleben. Wir sollen immer mehr leisten, während die Milch- und Getreidepreise seit 30 Jahren stagnieren. Das passt nicht zusammen. Ich kann das durch meine Arbeitskraft nicht mehr ausgleichen. Nach 16 Arbeitsstunden am Tag ist einfach Schluss. Ich habe rund 100 Milchkühe, mehr ist mit meiner Technik und ohne Mitarbeiter nicht zu schaffen. Ich will aber nicht groß erweitern, sondern einfach von meiner Arbeit leben können. Interview: dg