Die neue Münchner Hochhausstudie ist ein Entwurf. Darauf legt die Rathausspitze Wert. Bloß keine Festlegung auf konkrete Einzelprojekte oder eine mögliche Höhenentwicklung. Vor der Kommunalwahl im März 2020 will OB Dieter Reiter (SPD) vermutlich die Pferde nicht scheu machen. Man weiß es ja: In der heutigen Zeit gehen die Bürger schnell auf die Barrikaden, wenn vor der eigenen Haustür etwas verändert wird.
Dabei sind neue Hochpunkte per se nichts Verwerfliches. Entscheidend sind die architektonische Qualität, die Umgebung, der Mehrwert für die Allgemeinheit. Hier liefert die Studie gute Richtlinien. Dass weite Teile der Stadt von einer möglichen Bebauung ausgeschlossen werden, macht Sinn. Aber genauso richtig ist es, apodiktische Grenzen wie eine 100-Meter-Schallmauer aufzubrechen. Markante Bauwerke wie die von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron geplanten Türme an der Paketposthalle können das Stadtbild einer Metropole bereichern. München muss deshalb kein Hochhaus-Moloch wie Manhattan, Sao Paulo oder Frankfurt werden. Man kann sich im Sinne der Stadtentwicklung nur wünschen, dass aufgrund eines neuerlichen Bürgerbegehrens nicht wieder eine polarisierende Diskussion entflammt. Stadtbaurätin Elisabeth Merk hat hier einen gangbaren Kompromiss formuliert: „Neue Hochhäuser ja – aber nicht um jeden Preis.“
Klaus.Vick@ovb.net