Bayern-SPD in der Krise

Eine Partei braucht Köpfe

von Redaktion

MIKE SCHIER

Man stelle sich vor, was in der CSU los wäre, wenn binnen weniger Tage Alexander Dobrindt und Horst Seehofer ihren Abgang von der politischen Bühne verkünden würden. Der Chef der Landesgruppe und der namhafteste Vertreter in der Bundesregierung. Vergleichbares ist nun in der Bayern-SPD geschehen. Und dass dies bislang keinerlei Schlagzeilen nach sich zieht, erzählt viel vom Bedeutungsverlust, den die bayerischen Genossen erfahren haben. Schlimmer noch: Es wirkt so, als verlasse jeder das sinkende Schiff, der es noch rechtzeitig vermag.

Seit der Landtagswahl wirkt die Bayern-SPD wie in Schockstarre. Klar, intern wird viel über Reform von Strukturen gesprochen. Weniger Ebenen. Doppelspitzen. Solche Sachen. Extern interessiert das keinen. Es bleiben eine Landeschefin Natascha Kohnen, der das schlechte Wahlergebnis wie eine Eisenkugel am Bein hängt. Dazu ein Generalsekretär (Uli Grötsch) und ein Fraktionsvorsitzender im Landtag (Horst Arnold), die den meisten Bayern unbekannt sind. Die ebenso dezimierten wie gespaltenen Fraktionen in Bund und Land sind in erster Linie mit sich selbst beschäftigt.

Insofern müssten personelle Wechsel keineswegs von Nachteil sein. Das Problem: Es fehlt bislang an frischen Gesichtern, die für eine neue SPD stehen könnten. Während sich in Berlin die scheinbar ewige Selbstfindung dem Ende nähert, hat sie in Bayern noch immer nicht richtig begonnen. Dabei schreit der Landesverband geradezu nach einem bayerischen Kevin Kühnert, der den behäbigen Laden mal richtig durchrüttelt.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 11 von 14