Ein Duo will die FDP führen

von Redaktion

Landesvorsitzender Daniel Föst kämpft um sein Amt – und will Klimapolitiker Lukas Köhler an seiner Seite haben

München – Eigentlich will die FDP ja unbedingt weiblicher werden, etwas weniger städtisch, vor allem mit Blick auf die Kommunalwahl. Deshalb staunen jetzt manche Mitglieder über die jüngsten Personalpläne. Landeschef Daniel Föst, 43, will den Philosophen Lukas Köhler als Generalsekretär in die Parteispitze holen. Zwei Herren, zwei Bundestagsabgeordnete, zwei Münchner. Und Freunde.

„Der Generalsekretär sollte aber außerhalb dieser Proporz-Debatte stehen“, sagt Köhler, 33, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wichtig ist in erster Linie, dass er den Vorsitzenden unterstützt.“ Und Föst sagt: „Wir harmonieren gut.“ Immer wieder grinsen sich die Männer an, boxen sich auch ab und zu freundschaftlich gegen die Schulter. Dass sie Spezl sind, ist nicht zu übersehen. Deshalb wirken sie auch vielmehr wie ein Duo – und nicht wie Chef und Untergebener.

„Ich brauche jemanden, der sich in der Partei und in in den Themen auskennt, die die Menschen bewegen,“ sagt Föst. Köhler ist klimapolitischer Sprecher der FDP. Umweltschutz, erneuerbare Energien: Das ist Lukas Köhlers Spezialgebiet, hier will er die Partei nach vorn bringen. Vom amtierenden General Norbert Hoffmann hörte man dagegen nur wenig, seit er 2018 bei seiner Landtagskandidatur scheiterte.

Ob Köhler wirklich Generalsekretär wird, hängt davon ab, ob Föst überhaupt an der Spitze bleiben darf. Das entscheiden die Liberalen am 16. November auf ihrem Parteitag in Amberg. Der Regensburger Abgeordnete Ulrich Lechte, 42, wird ihn herausfordern: Föst und er hätten unterschiedliche Vorstellungen über die Führung einer Partei, sagte Lechte der „Mittelbayerischen Zeitung“. Er würde Karl Graf Stauffenberg als Generalsekretär vorschlagen, den Enkel des bekannten Hitlerattentäters. Föst gibt sich gelassen. „Die Stimmung ist gut“, sagt er. Nach zwei Jahren geht er auch weiter davon aus, Chef zu bleiben. Auch wenn er noch mit seinem geringen Bekanntheitsgrad zu kämpfen hat: Die FDP Bayern wird eher mit dem Gesicht des Fraktionsvorsitzenden Martin Hagen, 37, in Verbindung gebracht – den manche als „Bayern-Lindner“ bezeichnen.

Nun wollen Föst und Köhler aber die Partei neu gestalten. Den Ruf der Partei des älteren, wohlhabenden Mannes sei sie zwar losgeworden – immerhin liege das Durchschnittsalter der Mitglieder mittlerweile bei 47,9 Jahren. Trotzdem sagt Föst: „Wir wollen, dass die FDP eine bessere wird.“ Heißt: Den ländlichen Raum stärken, inhaltliche Schwächen ausbügeln, Mitglieder gewinnen.

„Wir sind in Städten stark – aber nicht auf dem Land“, sagt Köhler. Und Föst gibt zu: „Allein mit den Städten schaffen wir das nicht. Zumal wir durch die Grünen immer mehr unter Druck geraten.“ Digitalisierungs- und Umweltpartei sein – und trotzdem bei der Kommunalwahl 2020 den ländlichen Raum für sich gewinnen: Das wird die Herausforderung. Strategie: „Klimaneutral bis 2050“ – ohne Wähler mit CO2-Steuern abzuschrecken. Indem man etwa den ÖPNV auf dem Land stärkt, oder, futuristischer gedacht: Flugtaxen in Oberfranken, Wasserstoffzüge zwischen Kempten und Oberstdorf – solche Ideen schweben dem Duo vor. KATHRIN BRAUN

Artikel 6 von 18