Gute Nachrede ist in der Bundespolitik selten und meistens mindestens so vergiftet wie schlechte. Wenn nun also erste CDU-Hinterbänkler Markus Söder (CSU) zum Kanzlerkandidaten hochloben wollen, tun sie das nicht aus Sympathie und Wohlwollen. Sondern aus der bösen Absicht, die CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer weiter zu destabilisieren, weitere Alternativen aufzuzeigen zu ihr, zum Rivalen Merz, der vielen Wählern zu gestrig erscheint, zum jungen Jens Spahn und zum weichen Armin Laschet. Söder war und ist gut beraten, den Lockrufen nicht zu verfallen, so verführerisch sie auch klingen.
Zweimal traten CSU-Politiker für die Union an, Strauß und Stoiber. Aus zweimaligem Scheitern lässt sich nicht seriös ableiten, dass Bayern generell chancenlos wären, bei Stoiber ging’s ja hauchdünn auf den letzten Metern verloren. Wohl aber muss ein CSU-Kanzlerkandidat klare Kanten in schwierigen Zeiten mitbringen und eine Erfolgs-Bilanz als Ministerpräsident. Letztere fehlt Söder bisher. Er ist Neu-Ministerpräsident, legte gerade erst Milliardenprogramme für Soziales und Hightech auf, deren Wirkung – fachlich, auf den Haushalt und demoskopisch – noch offen ist. Im Moment führt er eine CSU auf Elendswerten von 35 plus X, spürbar verbessert haben sich nur seine persönlichen Daten. Ein Wechsel nach Berlin kommt eine Legislaturperiode zu früh. Söder ist zweifellos unter den 16 Ministerpräsidenten einer der drei stärksten. Angesichts mancher Blässlinge in dieser Riege kann das allein aber nicht zu Übermut verführen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net