Die Definition von Wahnsinn sei, stets das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Vermutlich hat Albert Einstein den ihm zugeschriebenen Satz so nie gesagt – und doch hat er etwas für sich. Aus ihm lässt sich etwa eine Maxime für die baldigen Koalitionsverhandlungen in Österreich ableiten: Der absehbare Wahlsieger Sebastian Kurz sollte der Versuchung, es doch noch mal mit der rechten FPÖ zu versuchen, tunlichst widerstehen.
Nicht allein wegen des Ibiza-Skandals, der tief in den wahren Charakter der Freiheitlichen hat blicken lassen; einer „Heimat“-Partei, die zum Machterhalt kurzerhand die Heimat verscherbeln würde. Sondern auch wegen der ganz grundsätzlichen Erfahrung der gemeinsamen Regierungsmonate. Kurz’ Kalkül war es ja, die Rechtspopulisten in einer Koalition einzuhegen und sie im Regierungsalltag handzahm zu machen. Stattdessen entwickelte etwa Innenminister Herbert Kickl ein Eigenleben, bis er Kurz am Ende der Koalition „machtbesoffen“ nannte. Und der Kanzler schaute allem viel zu lang tatenlos zu.
Mit Populisten lässt sich keine vernünftige Politik machen. Dafür steht Kickl genauso wie Ex-FPÖ-Chef Hans-Christian Strache oder Italiens Ex-Innenminister Matteo Salvini. Dass der junge Alt-Kanzler sich bislang nicht klar von seinem Ex-Koalitionspartner abgrenzt, mag einfach daran liegen, dass er unentschlossene Konservative nicht vergraulen will. Das ist jedenfalls zu hoffen.
Marcus.Maeckler@ovb.net