Bye Bye Plastiktüten?

von Redaktion

Auch in den USA ist Klimaschutz ein Wahlkampfthema – und die Demokraten setzen auf radikale Veränderungen

Washington – „Elektroautos zu fahren macht doch Spaß. Wir sollten uns alle schnell damit abfinden und unsere alten Kisten verschrotten.“ Ungewöhnliche Töne waren solche Aussagen vor allem für konservativ denkende US-Bürger, für die Reisen am Steuer oder im Flugzeug mit zur liebsten Freizeit-Beschäftigung zählen. Doch dass die Zeit zum Umdenken gekommen ist, daran ließ auch der Silicon-Valley-Unternehmer und demokratische Präsidentschaftsbewerber Andrew Yang keine Zweifel. Er setzt bei der Bewältigung der Klima-Krise vor allem auf die Einsicht der Konzerne und finanzielle Anreize. Er will aus dem Militärbudget der USA Milliardensummen abziehen und diese für den Klimaschutz verwenden, sollte er als Außenseiter – allen Umfragen zum Trotz – 2020 ins Weiße Haus einziehen. Und Yang will die USA wieder stärker in internationale Vereinbarungen wie die Pariser Verträge einbinden.

Der Klimaschutz, verglichen mit Themen wie Einwanderung und Gesundheitsversorgung eher ein Stiefkind in den USA, erfreute sich am Mittwoch ungewohnt großer Aufmerksamkeit. Und das nicht wegen Greta Thunberg, die derzeit in New York auf ihren Auftritt vor den Vereinten Nationen wartet und von den US-Medien nur am Rande wahrgenommen wird. Sondern aufgrund der wichtigsten Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. Diese machten bei einer Art „Speed Dating“ mit den Wählern, veranstaltet vom Sender CNN, klar, wie ernst sie es mit dem Klimaschutz meinen – und das in den Zeiten von Präsident Donald Trump, der den Klimawandel für „Schwindel“ hält.

Eine der größten Hürden auf dem Weg zu effektivem Klimaschutz in den USA beschrieb die Demokratin Kamala Harris aus Kalifornien jetzt so: Es sei extrem schwierig, mit den Unterstützern Trumps zu einem Konsens zu kommen. Dabei habe das Thema doch „ungewöhnliche Dringlichkeit“. Und: Es sei endlich an der Zeit, der Wissenschaft zu glauben und die Erkenntnisse zur globalen Erwärmung nicht länger abzustreiten – so wie das auch Trump tut. An Dramatik fehlte es beim CNN-Speed-Dating nicht. So ergriff David Zink aus der Stadt Paradise das Wort, der sein Haus – und fast seine gesamte Stadt – in diesem Jahr bei einem Waldbrand verlor. Zink führt diese Tragödie auch auf die Folgen des Klimawandels zurück, die solch verheerende Feuer begünstigen würden. Harris zeigte sich, was ihre Politik angeht, als Klimaschutz-Radikale. Das „Fracking“, also die Suche nach Erdgas, würde sie ebenso schnell verbieten wie Ölbohrungen vor der Küste der USA und nahe Naturschutzgebieten. Und auch die Nutzung von Plastiktüten und Plastik-Strohhalmen. Wer als Unternehmen nicht folge, der werde eben verklagt, so Harris.

Auch Joe Biden, der Umfragenfavorit für die Nominierung als Trump-Herausforderer, will handeln – doch sein Ziel von „Net zero“-Emissionen bis zum Jahr 2050 ist von manchen Umweltexperten als nicht ehrgeizig genug kritisiert worden. Und er muss sich auch – als langjähriges Mitglied des politischen Establishment – die Frage gefallen lassen, warum man ihm trauen sollte, seine Versprechen gegen die Industrie-Lobby umzusetzen. „Ich habe immer die Verschmutzer bekämpft“, lautet sein Verteidigungs-Strategie bei dieser „existenziellen Herausforderung“. Bernie Sanders, in den Umfragen ebenfalls weit vorne, setzt neben einem Ende der Kohle-Produktion vor allem auf die moralische Verantwortung der Menschen gegenüber kommenden Generationen bei einem neuen „Grünen Deal“, wie er seine Vorstellung nennt. Er sagt: „Ich möchte nicht, dass unsere Enkelkinder jemals fragen müssen: Warum haben wir beim Klimaschutz versagt?“ FRIEDEMANN DIEDERICHS

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