150 Jahre Neuschwanstein

Zu schade für Touristen

von Redaktion

DIRK WALTER

Wenn der Kini heute leben würde, dann, ja dann würde er wahrscheinlich ein Automuseum bauen. Warum? Weil die BMW-Welt in München doppelt so viele Besucher hat wie das Schloss Neuschwanstein – und weil dann vielleicht wieder Ruhe im Schloss einkehren würde. Aber Spaß beiseite: Unser Kini hatte sich das bei der Grundsteinlegung vor 150 Jahren ja so romantisch gedacht: Neuschwanstein, das war sein verträumter Rückzugsort. Den heutigen Rudel-Touristen – kamerabehängt, sandalen– oder schlappenbewehrt, Kaugummi kauend, oft desinteressiert – hätte sich selbst der fantasiebegabte Ludwig nicht vorstellen können.

Seien wir also ehrlich: Neuschwansteins Ruhm ist das, was der menschabgewandte König nie wollte. Deswegen fordern wir: Es muss wieder Ruhe einkehren auf den Schlössern! Kann man den Japanern nicht einreden, dass die Ludwig-Schlösser nur verkitschte Disney-Kopien sind – oder (siehe Herrenchiemsee) fantasielose Nachbauten von Versailles? Kann man ihnen nicht die Klosterkirche in Fürstenfeldbruck näherbringen? Oder die Burg in Burghausen? Macht es wie der Tenno in Japan: Gewährt Audienz nur an Ludwigs Geburtstag. Und werdet dem genialen Monarchen endlich, endlich wieder gerecht!

Dirk.Walter@ovb.net

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