Quereinsteiger ohne Stallgeruch

von Redaktion

Früherer Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gestorben

Berlin – Er war ein Grenzgänger zwischen Politik und Wirtschaft: Der Industriemanager und frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller ist tot. Der parteilose Essener, der vier Jahre lang der rot-grünen Regierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) angehört hatte, starb in der Nacht zum Dienstag im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit, wie die RAG-Stiftung in Essen mitteilte. 2018 hatte sich Müller krankheitsbedingt von allen Ämtern zurückgezogen.

Müller war in Schröders erster Regierung von 1998 bis 2002 Wirtschaftsminister. Schröder hatte ihn als Seiteneinsteiger aus der Wirtschaft in die Politik geholt und damit sein Wahlkampfversprechen erfüllt, den Posten des Wirtschaftsministers mit einem Manager zu besetzen. Müller war vor seiner Berufung lange in der Energiewirtschaft und als selbstständiger Berater tätig.

Eine wichtige Rolle kam Minister Müller beim Atomausstieg der rot-grünen Regierung zu: Er verhandelte dessen Eckpunkte mit der Industrie. Dabei geriet er immer wieder in Konflikt mit dem damaligen Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne).

Als Parteilosem fehlte Müller der typische „Stallgeruch“, den viele seiner Kollegen mit ins Kabinett brachten. Gegenüber Schröder, den er schon aus Niedersachsen kannte, galt er als loyal.

Ab 2003 war er Vorstandsvorsitzender der Ruhrkohle AG (RAG) und der später aus dem Konzern hervorgegangenen Evonik AG. Von 2005 bis 2010 war er zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn.

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