Colombo – Zwei Tage nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka hat die Terrorgruppe IS eine Bekennernachricht veröffentlicht. Sri Lankas Premier Ranil Wickremesinghe sagte, es habe schon zuvor der Verdacht bestanden, dass die Attentäter Verbindungen zum IS gehabt haben könnten.
Einige der Angreifer seien im Ausland gewesen, erklärte Wickremesinghe bei einer Pressekonferenz, ohne die Verbindungen zum IS zu bestätigen. Nach Einschätzung der Regierung Sri Lankas waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht, wie Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene im Parlament des Inselstaates erklärte.
Kämpfer des IS hätten „Bürger der Koalition und die christliche Gemeinschaft“ attackiert, verkündete deren Sprachrohr Amak. Mit „Bürgern der Koalition“ bezeichnet der IS Staatsbürger von Ländern, die der internationalen Anti-IS-Koalition angehören, die die Terrormiliz in Syrien und im Irak bekämpft. Sri Lanka gehört der Koalition nicht an. Touristen in den angegriffenen Hotels könnten gemeint sein.
Die Echtheit der Bekennernachricht ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Sie wurde über die üblichen Kanäle in den sozialen Netzwerken verbreitet, in denen der IS auch in der Vergangenheit Anschläge für sich reklamiert hatte. Später veröffentlichte Amak noch Bilder, die angeblich die Attentäter von Sri Lanka zeigten – allesamt in schwarzen Roben und mit vermummten Gesichtern.
Sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu zeitgleich in drei Kirchen in mehreren Städten und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und einer Wohngegend in Vororten Colombos. Die Zahl der Toten lag nach Regierungsangaben vom Dienstag bei 311 – darunter 37 Ausländer. Laut Unicef kamen auch 45 Kinder ums Leben. Mehr als 500 Verletzte wurden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. 42 Menschen waren laut Polizei in Gewahrsam.
Wickremesinghe bestätigte einen Bericht, wonach es einen weiteren Anschlagsversuch auf ein Hotel gegeben hatte, der fehlschlug. Er sagte außerdem, dass noch einige Verdächtige auf der Flucht seien. Manche von ihnen seien im Besitz von Sprengstoff.
Der Dienstag war zum nationalen Trauertag erklärt worden. Er hatte mit drei Schweigeminuten begonnen sowie mit Inkrafttreten eines öffentlichen Notstands. Im Laufe des Tages fanden zahlreiche Bestattungen und auch Massenbeerdigungen statt. Schwarze und weiße Fahnen waren allgegenwärtige Symbole der Trauer in dem südasiatischen Inselstaat.
Immer wieder platzte aber die Angst in die Andachten hinein – etwa, als plötzlich überall berichtet wurde, es würden ein Laster mit Sprengstoff und drei Motorroller in Colombo gesucht. Schon am Tag zuvor hatte der Fund einer Bombe in einem Auto in der Nähe einer Kirche für eine Panik gesorgt.
Und es wurde auch Politik gemacht, am ersten Sitzungstag im Parlament nach der Tragödie. Der frühere Präsident Mahinda Rajapaksa, der den 26-jährigen Bürgerkrieg 2009 mit aller Härte beendet hatte, sagte dort, in seiner Amtszeit seien solche Anschläge nicht vorgekommen.