Londonderry – Fünf Tage nach den tödlichen Schüssen auf eine Journalistin im nordirischen Londonderry hat sich die Gruppierung „Neue IRA“ zu der Tat bekannt. In einem Schreiben an die Zeitung „Irish News“ erklärte sie am Dienstag, die Schüsse hätten nicht der 29 Jahre alten Lyra McKee gegolten, sondern Polizisten, in deren Nähe sie sich aufgehalten hatte. Man wolle sich beim Partner des Opfers, ihrer Familie und ihren Freunden entschuldigen.
McKee hatte sich am Donnerstag in Londonderry in der Nähe von Polizeifahrzeugen aufgehalten. Die Polizisten waren angegriffen worden, nachdem sie zuvor versucht hatten, in ein Wohnviertel einzudringen. Dort wollten sie im Vorfeld des erwarteten Gedenkens an den Osteraufstand von 1916 Waffen beschlagnahmen. Auf ihre Fahrzeuge wurden mehr als 50 Brandsätze geworfen.
Im Zusammenhang mit den Schüssen waren zunächst zwei Männer verhaftet, dann aber wieder freigelassen worden. Am Dienstag wurde eine 57-Jährige festgenommen. In welchem Zusammenhang sie mit der Tat steht, wurde bisher nicht bekannt gegeben.
Vertreter der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) und der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein verurteilten die Gewalttaten.
Die „Neue IRA“ ist ein 2012 gegründeter Zusammenschluss von alten IRA-Splittergruppen, die das Karfreitagsabkommen von 1998 ablehnen. Die Zahl ihrer Anhänger, zu denen auch junge, nach 1998 geborene Nordiren zählen sollen, wird auf etwa 200 geschätzt. Die Gruppe hatte sich im Januar zu einem Autobombenanschlag bekannt. Ihr werden auch der Mord an zwei Gefängniswärtern im vergangenen Jahr und mehrere versuchte Briefbomben-Attentate zugeschrieben. dpa/sr