Der AfD-Austritt des bayerischen Hinterbänklers Raimund Swoboda taugt nicht zur Helden- und Legendenbildung. Keine plötzliche Läuterung, eher ein Bruch aus Frust und unerfüllten Postenwünschen steckt dahinter. Solche Prozesse sind logisch in einer Partei, die auch bei Kandidaturen ein Sammelbecken für Unzufriedene ist.
Auf Swoboda folgen könnten aber Abgeordnete, die wirklich politische Zweifel haben. Das lehrt die Praxis seit 2016 aus fast allen Parlamenten, in denen die AfD sich aufspaltete. Die Partei presst mühsam zwei Lager zusammen: Nationalkonservative im demokratischen Spektrum, die enttäuscht bis wütend über Merkels Flüchtlingspolitik und frühere Euro-Entscheidungen sind. Und: Viel weiter rechts Stehende, die radikal in Sprache und Gedankengut Strukturen von Staat und Gesellschaft aufbrechen wollen. Keiner der Nationalkonservativen kann sich ernstlich in einer bürgerlichen Partei wähnen. Aber manche hatten die Hoffnung, in der AfD mit moderateren Zielen in der Mehrheit zu sein.
Ein Trugschluss. Die AfD entzaubert sich auch deshalb allmählich. Eine verlässliche Tendenz ist das allerdings so lange nicht, wie die anderen Parteien mit Maßnahmen in der Migrationspolitik (sichere Herkunftsstaaten, Rechtsverschärfungen, Frontex-Aufbau) trödeln. Wer die AfD wirklich besiegen will, muss gute Politik machen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net