Ein bisschen Greta-Show in Berlin

von Redaktion

Zum 15. Mal haben in Berlin Tausende gegen die Klimapolitik demonstriert. Ganz vorn dabei: die Gründerin der Proteste, Greta Thunberg. In ihrer Rede gibt die 16-Jährige ein Versprechen ab.

VON ANNE POLLMANN

Berlin – Mehr als 20 000 junge Menschen haben am Freitag in Berlin gegen den Klimawandel protestiert. Mit Spannung war bei der wöchentlichen „Fridays For Future“-Demonstration die schwedische Aktivistin Greta Thunberg erwartet worden. Als die 16-Jährige am Brandenburger Tor auf die Bühne tritt, halten zahlreiche Demonstranten ihr Handy in die Höhe, um die Gründerin der weltweiten Protestbewegung zu filmen. Thunberg fragt in die Menge: „Wir wollen eine Zukunft, ist das zu viel verlangt?“

Thunberg spricht bei der Abschlusskundgebung nur zwei Minuten. Ihre Rede ist eine Mischung aus Hoffnung und Krise. Die Schülerin ruft dazu auf, in Panik zu geraten. Die älteren Generationen hätten dabei versagt, die größte Krise der Menschheit zu bewältigen. Der besorgten jungen Generation würden sie nur den Kopf tätscheln und sagen, alles werde gut.

Tausende ziehen am Vormittag zum Wahrzeichen der Hauptstadt. Laut Polizei sind es mehr als 20 000 überwiegend junge Menschen. Bereits um 10 Uhr versammeln sich die Demonstranten auf der großen Wiese zwischen Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium, manche tanzen zu Musik. In Bayern fallen die Proteste diesmal dagegen kleiner aus: In München treffen sich rund 800 Demonstranten, in Erding sind es noch 100.

Im September 2018 hatte Greta Thunberg ihren Protest vor dem schwedischen Parlament begonnen. Mittlerweile tun es ihr weltweit Menschen gleich und gehen freitags auf die Straße, um für eine andere Klimapolitik einzutreten. Sie selbst ist zum Star geworden: Am Samstag ist sie bei der „Goldenen Kamera“ zu Gast, am Sonntag bei „Anne Will“.

Sie fühlten sich von Greta inspiriert, sagen drei Schülerinnen. Zwei von ihnen kamen zum ersten, eine zum zweiten Mal zur Demo. Um Fehlstunden machen sie sich keine Sorgen. „Wir müssen nur eine Entschuldigung nachreichen.“ Unterschrieben von den Eltern, so habe es die Lehrerin ihnen gesagt. Anders hatte es die Klassenlehrerin der zehnjährigen Franka gemacht. Sie reiste gleich mit ihrer gesamten Klasse an. Die Lehrerin hatte den Ausflug zur Demonstration kurzerhand zum Wandertag erklärt.

Immer wieder stimmt die Menge Sprechchöre an: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“ Da stimmt auch der elfjährige Jannes ein. Er protestiere „gegen zu viel Plastik und für saubere Luft“, betont er. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, einem Freund und begleitet von dessen Mutter steht Jannes im Invalidenpark, statt in der Schule zu sitzen. Der Lehrer habe die Schüler ermutigt, zu der Demonstration zu gehen, auch wenn die Schulleitung nicht einverstanden gewesen sei.

Als sich gegen 11 Uhr die Demonstration in Bewegung setzt, taucht Greta Thunberg auf. In der ersten Reihe der Demonstration steht sie neben Luisa Neubauer, einer der Hauptorganisatorinnen in Berlin. Pappschilder werden hochgehalten: „Dinosaurier dachten auch sie hätten noch Zeit“ oder „Cool Kids Saving A Hot Planet“.

Vor zwei Wochen waren bereits 20 000 Menschen auf die Straße gegangen, deutschlandweit waren es rund 300 000. „Solange die Regierung nicht handelt, machen wir weiter“, sagt Aktivistin Neubauer. „Wir sind die Generation, die es schaffen kann.“ Inzwischen haben sich immer mehr Gruppen gegründet, darunter Parents For Future, Cyclists For Future, Scientists For Future. Gerade auf Letztere, die Wissenschaftler, verweist Neubauer: „Wir haben die Wissenschaft auf unserer Seite.“

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