SEBASTIAN HORSCH
Gestern erschien ein Bild von Sigmar Gabriels privater Nordkorea-Reise. Darauf sitzt der amtslose SPD-Politiker in Pjöngjang einer Reihe nordkoreanischer Funktionäre gegenüber. Und dem Betrachter stellt sich die Frage: Wer war gleich wieder deutscher Außenminister?
Die Antwort lautet seit rund einem Jahr: Heiko Maas (ebenfalls SPD). Jedoch hat Gabriels Nachfolger bisher wenig bleibenden Eindruck hinterlassen. Das liegt zum einen daran, dass die deutsche Außenpolitik unter der späten Angela Merkel vor allem aus dem Kanzleramt bestimmt wird – oder gleich aus Merkels Partei. Maas darf zwar den Anschlag von Christchurch verurteilen und die Erfolge im Kampf gegen den IS begrüßen. Auf den Appell des französischen Präsidenten für mehr Europa aber antwortet – mit freundlicher Genehmigung der Kanzlerin – CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die nicht einmal Mitglied der Regierung ist. Zum anderen stärkt auch die eigene Partei Maas nicht gerade den Rücken. Während der Außenminister betont, Deutschland müsse sich an das der Nato gegebene Versprechen halten, seine Verteidigungsausgaben Stück für Stück zu erhöhen, will Finanzminister Olaf Scholz genau an dieser Stelle sparen.
Doch zugegeben, der eingangs angestellte Vergleich mit dem Nordkorea-Reisenden Sigmar Gabriel ist nicht ganz fair. Denn, dass er sich vor Dienstreisen drücken würde, kann man Maas nicht vorwerfen. In seinem ersten Jahr jettete der deutsche Außenminister bereits sieben Mal um die Erde. Dass davon jedoch kaum jemand etwas mitbekommt, wäre Sigmar Gabriel nicht passiert.
Sebastian.Horsch@ovb.net