Parlamente ohne Frauen sind heute nicht mehr denkbar. Doch auch 100 Jahre, nachdem die ersten Frauen gewählt wurden, ist das noch nicht selbstverständlich. Der Frauenanteil im Bundestag ist stark gesunken, im bayerischen Landtag sitzen so wenig Frauen wie vor 20 Jahren. Ziel muss es sein, diese Quoten zu verbessern. Und das darf nicht noch mal 100 Jahre dauern.
Ein Parité-Gesetz ist aber nicht der richtige Weg. Eine Sonderstellung für Frauen per Gesetz ist das Gegenteil von Gleichberechtigung. Wohl kaum eine Frau möchte ein Amt, nur weil sie eine Frau ist. Die Chancengleichheit fängt nicht erst bei der Aufstellung der Listen an – sondern schon viel früher.
Denn auch in den Parteien sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Noch immer ist es für viele Mütter schwerer als für Väter, Familie, Beruf und Ämter zu vereinbaren. Frauen, die sich engagieren wollen, brauchen mehr Unterstützung – nicht nur in der Politik, auch in der Arbeitswelt. Flexiblere Kinder-Betreuungszeiten wären ein wichtiger Schritt für mehr Chancengleichheit. Aufgabe der Parteien ist es, für ausgewogenere Kandidatenlisten zu sorgen. Sie sollten Frauen ermutigen, fördern – und zum Zug kommen lassen. Nicht, weil es ein Gesetz gibt, sondern weil sie selbst davon profitieren. Früher mussten Frauen hart kämpfen für mehr Gleichberechtigung – heute müssen Männer und Frauen das gemeinsam tun.
Katrin.Woitsch@ovb.net