Donald Trump

Der isolierte Präsident

von Redaktion

FRIEDEMANN DIEDERICHS

Für US-Präsident Donald Trump wird es ein einsames Weihnachtsfest. Und gäbe es nicht Twitter, würde es ihm auch an einem besten Freund fehlen. Die vorerst letzten Indizien für diese These: Bei der Suche nach einem neuen Stabschef bat Trump kürzlich sogar – in einem Anflug von maximalem Nepotismus und Verzweiflung – seinen Schwiegersohn Jared Kushner, der ihn ohnehin schon beraten soll, zum Personalgespräch. Nach der vernichtenden öffentlichen Reaktion auf diese Meldung soll sich der Präsident nun auf den früheren Mitbewerber für das höchste Amt, Chris Christie, festgelegt haben. Der ist politisch arbeitslos und versucht seit zwei Jahren, in einer Regierung Fuß zu fassen, in der kaum jemand mehr die Job-Angebote des Präsidenten annehmen und dessen Nähe ertragen will.

Diese politische Farce geht Hand in Hand mit den dramatischen Entwicklungen an der juristischen Front. Nur wenige Republikaner versuchten sich an einer wachsweichen Verteidigung Trumps, nachdem dieser von seinem früheren Anwalt Michael Cohen beschuldigt worden ist, Verstöße gegen die Parteispenden-Gesetze begangen zu haben. Wer will schon die Allianz mit einem Präsidenten, dem 2019 das Amtsenthebungsverfahren droht? Und volle Opposition erfuhr Trump am Donnerstag, als Republikaner-Senatoren eine Resolution unterstützten, die den saudischen „Knochensägen-Prinzen“ bin Salman für seine Rolle bei der Ermordung des einst in den USA basierten Journalisten Jamal Khashoggi verurteilte. Trump hatte die Schlussfolgerung der CIA ignoriert, die eine klare Verwicklung Salmans sieht. Der Präsident wird jede Menge seiner „alternativen Fakten“ benötigen, um die Lage zu beschönigen – und sich einzureden, dass er nicht so isoliert ist, wie es die Realitäten belegen.

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