Der Freistaat will endlich bauen

von Redaktion

Die Not am Wohnungsmarkt ist eines der drängendsten Probleme in Bayern. Weil er lange zögerte, muss der Freistaat unbedingt liefern. Jetzt liegen erste Pläne für die McGraw-Kaserne in München vor – und doch wird es noch etwas dauern.

VON MIKE SCHIER

München – Es war einer dieser typischen Politikertermine: Am 19. Juli posierten Ministerpräsident Markus Söder und Bauministerin Ilse Aigner mit Bauhelmen in der Hand vor einer Stellwand. Eben hatten sie die „Bayernheim“ aus der Taufe gehoben. Eine staatliche Wohnungsbaugesellschaft, gegen die sich die CSU über viele Jahre gewehrt hatte, die jetzt aber für Geringverdiener bezahlbaren Wohnraum schaffen soll. Auf Söders Bauhelm prangte der Name Söder, auf Aigners stand Aigner. Und neben den beiden bekannten Politikern posierte ein weiterer Herr, auf dessen Helm „Baumeister“ stand. Der Mann ist der Geschäftsführer der „Bayernheim“ – und sein Name wäre eigentlich Programm: Peter Baumeister.

Doch seit Juli hat er noch nicht allzu viel gebaut. Der Start der „Bayernheim“ verlief so schleppend, dass man auf das Stammkapital von 50 Millionen Euro in diesem Jahr fast 100 000 Euro Strafzinsen zahlen muss. Aigners Nachfolger, der neue Bauminister Hans Reichhart, drückt deshalb massiv aufs Tempo. „Die Entwicklung des McGraw-Geländes in München ist in vollem Gange“, sagt der CSU-Politiker. „In drei Schritten sollen auf der Brachfläche bis zu 1000 Wohnungen entstehen.“ Doch ein bisschen wird es noch dauern. Bauvorhaben, zumal in dieser Größe, haben nun einmal einen gewissen Vorlauf.

Immerhin: Am Freitag einigte sich ein Preisrichtergremium auf einen ersten Entwurf für den südlichen Bereich der McGraw-Kaserne. 345 Wohnungen sollen hier entstehen – angepeilt waren zunächst nur 250. Dazu kommt ein Wohnheim für Auszubildende aus dem Bereich Justiz. Gewinner unter zehn eingereichten Entwürfen ist der Plan der Architekturbüros „Teleinternetcafe“ und „MLA+“ sowie den Landschaftsarchitekten „Treibhaus“. Nun prüft die Landeshauptstadt München die baurechtliche Situation. Im kommenden Jahr will man mit dem Abbruch der maroden Bestandsbauten beginnen.

„Hauptziel ist nicht nur die schnelle Schaffung von mehr Wohnraum“, betont Minister Reichhart. „Die Überbauung der Brachfläche wird insgesamt die Gegend aufwerten. Davon profitiert auch die Nachbarschaft extrem.“

Dieser erster Bauabschnitt wird allerdings nicht von der „Bayernheim“ gebaut, sondern der „Stadibau“, die für Staatsbedienstete Wohnraum schafft. Daher auch das Wohnheim. Erst der zweite Abschnitt weiter nördlich soll dann für Niedrigverdiener von der „Bayernheim“ bebaut werden. Dort befindet sich derzeit die Halle 19. Bis dort erste Wohnungen bezugsfertig sind, dürfte noch viel Zeit verstreichen. Für 2019 ist zunächst einmal eine Machbarkeitsstudie geplant, die die Möglichkeiten der Bebauung klären soll.

Der Opposition geht das alles nicht schnell genug. „Vor fast einem Jahr wurde die ,Bayernheim‘ angekündigt, seitdem baut sie nur Luftschlösser und zahlt Strafzinsen“, sagt die SPD-Vorsitzende Natascha Kohnen. „Angesichts der Wohnungsnot in Bayern ein nicht nur zäher Start, sondern ein glatter Fehlstart.“

Tatsächlich hat die „Bayernheim“ bereits eine längere Vorgeschichte. Seit Jahren hatte vor allem die SPD gefordert, der Freistaat müsse wieder selbst in den Wohnungsbau für sozial Schwächere einsteigen. Die CSU sträubte sich dagegen, es gebe bereits genügend kommunale Gesellschaften, hieß es zur Begründung. Weil stattdessen die GBW mit ihren rund 33 000 Wohnungen an einen Investor verkauft wurde, flogen im Landtag die Fetzen.

Erst als Markus Söder im März das Ministerpräsidentenamt übernahm, erfolgte ein Umdenken: Söder gründete nicht nur ein eigenes Ministerium, sondern kündigte auch eine staatliche Gesellschaft an. Das Projekt überlebte die Koalitionsverhandlung mit den Freien Wählern, die eine Gesellschaft im Wahlkampf noch als zu teuer und zu bürokratisch abgelehnt hatten. „Das brauchen wir nicht“, sagte der heutige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Mai. „Viel sinnvoller wäre es, private Häuslebauer zu unterstützen.“

Nun soll das McGraw-Gelände erst der Anfang sein. Weitere Projekte plant die „Bayernheim“ in Großhadern, Fürth und Bayreuth. Demnächst zumindest.

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