Italien blockiert „Sophia“

Salvinis Rambo-Kurs

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Das drohende Ende der EU-Marinemission „Sophia“ – benannt nach einem somalischen Mädchen, das am 24. August 2015 an Bord der deutschen Fregatte „Schleswig-Holstein“ im Mittelmeer zur Welt kam – zeigt die doppelte Herausforderung, der sich Europa bei der illegalen Migration gegenübersieht: sein humanitäres Ideal einerseits (man lässt keine Menschen im Meer ertrinken) und knallharte Realpolitik andererseits, die zwar seinen Prinzipien widerspricht, aber durch Abschottung faktisch den Problemdruck für die Europäer lindert.

Leider hat Italiens rechter Innenminister Salvini in einem Punkt Recht: Warum werden von Sophia-Schiffen aus dem Meer gefischte Flüchtlinge nur nach Italien gebracht und nicht auch nach Frankreich, Spanien oder Portugal? Hier zeigt Europa wieder sein unsolidarisches Gesicht. Das ist umso beschämender, als die Zahl der Migranten auf der Mittelmeerroute dramatisch zurückgegangen ist. Und dies ist auch ein Erfolg der Mission Sophia, die nicht nur Schleppern erfolgreich das Handwerk legt, sondern auch die libysche Küstenwache ausbildet, damit dort nicht so viele Flüchtlingsboote ablegen. Salvinis Kraftprobe mit der EU hat aber strategische Gründe. Im Mai sind Europawahlen, und die steigenden Umfragewerte für die Lega bestätigen ihn in seinem Rambo-Kurs.

Alexander.Weber@ovb.net

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