In der CSU hätten sich viele einen harten Bruch der CDU mit Angela Merkel gewünscht, nicht den sanften Übergang zu Annegret Kramp-Karrenbauer. Für die bayerische Schwesterpartei ist die AKK-Wahl kurzfristig heikel: Vor allem die von Merkels Mitte-Kurs und von der Migrationspolitik 2015 verstörten Wähler werden jetzt kaum auf einen Schlag zurückkehren. Die neue Parteichefin muss erst liefern, muss mit Taten ihr Versprechen untermauern, keine Kopie zu sein und Korrekturen von Merkels Fehlern zur Chefsache zu machen.
Mittelfristig könnte der Umgang mit Kramp-Karrenbauer aber einfacher werden als mit Friedrich Merz. Die Union lebte jahrzehntelang als eines ihrer Erfolgsrezepte, in Bayern eine Spur konservativer und härter aufzutreten als im Bund und mit dieser Bandbreite mehr Wähler anzusprechen. Merz und der designierte CSU-Chef Markus Söder wären in Teilen im gleichen Revier unterwegs gewesen; mit AKK ist die Aufgabenteilung leichter. Gleichzeitig ist sie, gerade in soziokulturellen Fragen, der wertkonservativen CSU in Wahrheit gar nicht so fern. Ja, das bietet die Chance für einen Neuanfang in der Union.
Es wird spannend, wie sich in Berlin nun ein völlig neues Machtzentrum bildet: der Koalitionsausschuss aus AKK, Söder und Nahles, die alle nicht in der Regierung sitzen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net