München – Es erinnert ein wenig an eine Matheprobe in der Grundschule, was Klaus Schüler da vorführt. Und der Bundesgeschäftsführer der CDU ist gut vorbereitet. Er habe eine solche Nachfrage ja schon befürchtet, murmelt Schüler, bevor er vor den Augen der Presse gekonnt eine sogenannte Tischwahlkabine aufklappt.
Mithilfe einer solchen Papp-Konstruktion in U-Form sollen alle Delegierten auf dem Parteitag von ihrem Platz aus abstimmen können. Drei Wände aus Karton erfüllen dabei dieselbe Aufgabe wie der auf den Tisch gestellte Schulranzen in der Klasse 3b: Sie schützen vor dem Blick des Nachbarn.
Doch ums Spicken geht es der CDU weniger. Stattdessen will sie Zeit sparen. Nicht auszudenken, wenn sie die 1001 Delegierten am Freitag und Samstag zum Abstimmen immer wieder kreuz und quer durch die Hamburger Messe jagen müsste. Damit die Mammutveranstaltung sauber über die Bühne gehen kann, ist jede Minute kostbar.
Eineinhalb Tage. Dieses dünne Polster muss reichen für all die Ansprachen, Aussprachen, Diskussionen und Abstimmungen über drei Leitanträge und mehr als 220 sonstige Anträge (zum Vergleich: 2015 waren es nur 77).
Und als wäre damit – und mit Merkels Abschied – noch nicht genug los, entscheidet die CDU am Freitag auch noch, wer der Kanzlerin an der Parteispitze nachfolgt.
Annegret Kramp-Karrenbauer? Friedrich Merz? Oder doch Jens Spahn? Diese drei Kandidaten wurden formell von Landes- oder Kreisverbänden zur Wahl vorgeschlagen. Weitere Bewerber könnten auf dem Parteitag hinzukommen. Laut Schüler gab es noch vergangene Woche zusätzliche 14 Personen, die CDU-Mitglieder sind und angaben, selbst Vorsitzende werden zu wollen. Erste Voraussetzung dafür ist, dass sie auf dem Parteitag ein anderer Delegierter vorschlägt.
Die Wahl läuft dann folgendermaßen: Gewonnen hat, wer mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Wenn dies keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang schafft, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden mit den meisten Stimmen. Enthaltungen werden nicht gezählt. Unklar ist noch, ob auf dem Parteitag auch der Posten des Generalsekretärs neu vergeben wird. Denn in dieses Amt kann man nur auf Vorschlag des oder der neuen Vorsitzenden gewählt werden.
Wenn sich die Kanzlerpartei neu aufstellt, ist das Interesse natürlich enorm. Jeder Platz in der Hamburger Messe ist besetzt. Journalisten-Anmeldungen werden schon länger nicht mehr angenommen. Hunderte Gäste musste die Partei mit einem Platz auf der Warteliste vertrösten.
Die 1001 stimmberechtigten Delegierten haben hingegen Sitzplätze. Sie werden von ihren Landesverbänden entsendet und sind frei in ihrer Entscheidung. Wie auch die Ersatzdelegierten wurden sie durch die jeweiligen Bezirksverbände oder auf einem Landesparteitag bestimmt.
Eine komplette Liste aller Delegierten existiert nach Auskunft der CDU nicht. Sie ließe sich zwar aus den einzelnen Ergebnissen zusammentragen. Doch auch dann würde noch gelten: Delegierter ist, wer am 7. Dezember erscheint – möglicherweise also auch der Ersatzmann oder die Ersatzfrau.
Das hielt die „Bild am Sonntag“ nicht davon ab, eine eigene Liste anzufertigen. Einige Delegierte haben sich laut „BamS“ auch zu ihrer Wahlpräferenz geäußert. Demnach wären mehr als 140 – und somit über 50 Prozent der angeblich Festgelegten – für Merz, auf Kramp-Karrenbauer hätten sich hingegen nur etwas weniger als 100 Delegierte festgelegt, Spahn läge knapp unter 30 Stimmen. Kurios: Den Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer schrieb die „BamS“ dem Merz-Lager zu, was dieser empört dementierte. „Merz steht bei mir klar auf Platz 3“, schrieb Hauer auf Twitter. Im Übrigen sei die Wahl geheim.
Weitere Bewerber könnten noch hinzukommen
Kommt keiner über 50 Prozent, gibt es eine Stichwahl