Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis es auch Spanien treffen würde. Lange galt das Land als immun gegen die Verführer von rechts. Nun schafft es ausgerechnet in Andalusien – jahrzehntelang eine Hochburg der Sozialisten – mit „Vox“ die erste ultrarechte Partei in ein Regionalparlament. Dass sie zwölf von 109 Parlamentssitzen holen würden, hatten nur arge Pessimisten orakelt.
Dabei ist die Verblüffung über den Erfolg selbst verblüffend, denn die Bedingungen waren günstig für die Populisten. In Spanien kamen 2018 knapp 60 000 Migranten aus Afrika an, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Und die meisten gingen in Andalusien an Land. Auch die noch schwelende Krise um die Unabhängigkeits-Bestrebungen Kataloniens brachte der Partei Stimmen. Unter anderem der Wunsch nach (noch) mehr Zentralismus hat 2013 überhaupt erst zu ihrer Gründung geführt – als Abspaltung der konservativen Partido Popular (PP).
Für Spaniens sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez ist der „Vox“-Erfolg ein halbes Jahr nach Amtsantritt ein harter Schlag. Die Attacken auf seine schwache Minderheitsregierung und die Rufe nach Neuwahlen werden wohl lauter werden. Besonders dann, wenn es in Andalusien zum Regierungswechsel kommt. Es ist schon bemerkenswert, wie wenig Berührungsängste gerade die PP – in Europa immerhin Schwesterpartei der Union – mit den Rechtspopulisten hat. Wenn jetzt noch die (rechts-)liberalen Ciudadanos mitmachen, bekommt Andalusien eine rechtsnationale Regierung – und Madrid ein fettes Problem.
Marcus.Maeckler@ovb.net