Er kam, trotz allem. Prinz Salman reiste nach Buenos Aires, obwohl Argentiniens Justiz eine Anzeige gegen ihn prüft, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Viel Wagemut war nicht nötig, schließlich wurde dem saudischen Thronfolger Immunität zugesagt. Aber die Anzeige illustriert gut, wer da am Tisch der G20 sitzt. Einer, der den grausamen Krieg im Jemen mitzuverantworten hat – und wohl auch den blutigen Mord an einem Journalisten.
Dürfen die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen mit so jemandem reden? Natürlich stellt sich die Frage und natürlich ist sie doppelt zu beantworten: moralisch mit nein, politisch mit ja. Zur Verdeutlichung: Russlands Präsidenten Wladimir Putin nach der Krim-Annexion vom G8-Gipfel auszuschließen, war ein wichtiges Zeichen. Aber hat es politisch etwas gebracht?
Vielleicht sollte man in Bezug auf die Saudis eher an das denken, was schon erreicht ist. Unter großem internationalen Druck mussten sie ihre Vertuschungs-Taktik im Fall Khashoggi aufgeben. Dadurch wurde auch das arg verzerrte Bild des angeblichen Muster-Königreichs wieder gerade gerückt. Selbst die chronisch Saudi-affinen USA denken darüber nach, Salman die Militär-Unterstützung für den Jemen-Krieg zu streichen. Der Prinz mag mit am G20-Tisch sitzen. Aber er sitzt dort als Verlierer.
Marcus.Maeckler@ovb.net