DIRK WALTER
Sieh da, Totgesagte leben tatsächlich länger. Für die Große Koalition war gestern mal ein guter Tag. Mit der Grundgesetzänderung hat sie den Weg frei gemacht für die Umsetzung eines schon vor zwei Jahren versprochenen „Digitalpakts“. Mehr Geld also für die Computerisierung der Schulen – wer würde da Nein sagen? Tatsächlich ist die Lockerung des viel beschworenen Kooperationsverbotes nicht so problematisch wie es scheint. Schon wahr: Der Bildungsföderalismus ist wichtig, der Bund darf sich nicht in die Schulsysteme einmischen. Aber auch wenn das Gegner in die Grundgesetzänderung hineininterpretieren: Darum geht es nicht. Auch bei den Schulen gibt es Themen, die bundesweit einheitlich geregelt werden müssen, die Ausstattung mit Computern ist ein Feld, die Inklusion wäre ein zweites, die Anpassung von Schulabschlüssen ein drittes.
Die Zeiten des ideologisch gefärbten Schulkampfes, als Experten erbittert über Ganztags- und Gesamtschulen stritten, sind (hoffentlich) ein für alle Mal vorbei. Das wäre eine Frontstellung aus den 1970er-Jahren. Die Lehrpläne müssen unangetastet bleiben, ist das gewährleistet, macht die Änderung definitiv Sinn. Damit setzt die Große Koalition – hört, hört – tatsächlich ein Vorhaben um, das sie im Koalitionsvertrag angekündigt hatte. Könnte das ein Beleg dafür sein, dass die „GroKo“ trotz möglicher Kanzlerinnendämmerung zu neuem Leben erwacht? Im Angesicht möglicher Alternativen wäre das kein schlechtes Zeichen.
Dirk.Walter@ovb.net