Eine historische Wahl

Bayern vor dem Umbruch

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Die Welt ist in Unruhe. In den USA stellt Donald Trump alle Gewissheiten in Frage, mit denen Generationen von Deutschen aufgewachsen sind. In Rom regiert eine Allianz aus Links- und Rechtspopulisten, die die Axt an die Wurzeln des vereinigten Europas legt. In Wien versucht der junge Kanzler Kurz, in der Regierung mit der FPÖ besiegt geglaubte Geister der Vergangenheit zu zähmen.

Viele Bayern verfolgen die Nachrichten von nah und fern mit einer Mischung aus Schaudern und faszinierter Neugier. Aber sie tun es wie Kino-Besucher, die nicht glauben, dass die Welt da draußen auch in ihre heile Welt der majestätischen Berge, der blauen Seen und grünen Wiesen einbrechen könnte. Und doch hat die Unrast auch den Freistaat und seine Menschen erfasst. Wenn die Umfragen nicht trügen, steht Bayern vor der tiefgreifendsten politischen Veränderung seit der Nachkriegszeit.

Beide Volksparteien, die den Freistaat über Jahrzehnte geformt haben, auf dem Land und in den Städten, stehen vor dramatischen Niederlagen, auch wenn die CSU ihre führende Rolle am Ende wohl wird verteidigen können. Die Gewinner, das zeichnet sich ab, werden neue, teils auch deutlich radikalere Kräfte sein. Gleich, ob man sich nun darüber freut oder die mit der Erosion der politischen Mitte aufziehende Instabilität fürchtet: Mitgestalten kann nur der, der am Sonntag zur Wahl geht – eine Wahl, deren Ergebnis heute noch niemand kennt, die man aber schon jetzt mit Fug und Recht als historisch bezeichnen darf. Der alte Slogan aller Wahlkämpfer, dass es niemals mehr auf jede einzelne Stimme angekommen sei als dieses Mal: Morgen stimmt er wirklich.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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