Wiesbaden – Die Schleuserkriminalität in Deutschland ist 2017 im Zuge der sinkenden Flüchtlingszahlen deutlich zurückgegangen. Sowohl die Zahl der Tatverdächtigen als auch der Straftaten verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um jeweils rund ein Drittel, wie das Bundeskriminalamt (BKA) in einem Lagebild beschreibt, das am Montag veröffentlicht wurde.
2017 wurden demnach 2621 Fälle bekannt – 33 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Wie das BKA mitteilte, sank die Fallzahl damit auf den niedrigsten Wert der zurückliegenden fünf Jahre. Die Fahnder ermittelten 2017 rund 2100 Tatverdächtige, knapp 900 weniger als noch 2016.
Unter dem Druck der Kontrollen wählten die Schleuser immer gefährlichere Verstecke, erklärten die BKA-Experten. Beispielsweise seien im Februar 2017 auf dem Güterbahnhof im nordrhein-westfälischen Neuss acht Menschen in einem Überseecontainer entdeckt worden. In ihrer Not hatten die Migranten in die obere Wand Luftlöcher gebohrt und im unteren Bereich Löcher zur Verrichtung der Notdurft. Dafür hatten sie vom Schleuser einen Akku-Bohrer mit auf die Reise bekommen. Wären die Migranten nicht beim Abladen des Containers gefunden worden, hätten sie frühestens beim Abholen eine Woche später auf sich aufmerksam machen können.
Im Oktober 2017 entdeckten Fahnder bei einer Kontrolle in Furth im Wald einen umgebauten Transporter. Hinter der Heckklappe war eine zweite Wand eingezogen worden. In den 50 Zentimeter tiefen Zwischenraum hatten sich vier Iraner und zwei Iraker gezwängt, um von Rumänien nach Deutschland zu gelangen. Der Preis pro Person: 4000 Euro.
Weltweit hätten Schleuser 2016 einen Gewinn von 5,5 bis 7 Milliarden US-Dollar (4,8 bis 6,1 Mrd. Euro) erzielt, erklärte die Behörde und bezog sich auf eine UN-Studie. Dies entspreche in etwa der Summe, die die Europäische Union im gleichen Jahr für humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt habe. dpa