Vermisster Journalist

Saudi-Arabiens brutale Methoden

von Redaktion

SEBASTIAN HORSCH

Seit der Journalist Jamal Khashoggi das saudische Konsulat in Istanbul betreten hat, hat ihn niemand mehr gesehen. Die türkische Polizei geht davon aus, dass er in dem Gebäude getötet wurde. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück, kann das Verschwinden des Regimekritikers aber nicht erklären. Im Raum steht ein geplanter Mord in der offiziellen Vertretung des Landes. Ein unfassbarer Vorwurf, der bislang nicht bewiesen ist.

Doch allein, dass die Ermittler ein solches Szenario für wahrscheinlich halten, wirft wieder einmal ein Licht darauf, wie rücksichtslos das Königshaus in Riad seine Interessen durchsetzt. Im eigenen Land, wo Menschen in Gefängnissen misshandelt und öffentlich hingerichtet werden. In der eigenen Region, wo Saudi-Arabien seit Jahren einen brutalen Krieg im Jemen führt. Und nun offenbar auch in fremden Ländern, fernab von zuhause. Der Reformkurs des Kronprinzen Mohammed bin Salman darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Saudi-Arabien jeden Tag Menschenrechte mit Füßen tritt.

Dass sich Außenminister Heiko Maas bei diesem Staat gerade für die Kritik seines Amtsvorgängers Sigmar Gabriel entschuldigt hat, der dem Wüstenstaat „Abenteurertum“ im Nahen Osten vorwarf, wirkt angesichts dessen befremdlich. Genau wie die Tatsache, dass die neue Bundesregierung seit März Rüstungsexporte für 254  Millionen Euro an das Königreich genehmigt hat.

Sebastian.Horsch@ovb.net

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