Auf der Zielgeraden des spannendsten Landtagswahlkampfs seit Jahrzehnten fällt sogar auf, wer nicht auffällt: Die Bayern-SPD spielt in der Debatte auf den letzten Metern keine Rolle mehr. Inmitten der Volten der CSU-Granden sowie des Hypes um Grüne und mögliche CSU-Koalitionspartner sind die Genossen zum Mauerblümchen der bayerischen Politik mutiert. Eine gefährliche Entwicklung bei so vielen unentschlossenen Wählern.
Während diese Diagnose ziemlich offensichtlich ist, gestaltet sich die Suche nach den Ursachen deutlich schwieriger. Die GroKo? Ja, auch. Aber vieles ist hausgemacht. Natascha Kohnen mag die richtige Kandidatin gewesen sein: eine frische, moderne Frau – in ihrem Wahlkampf allerdings hat die SPD das gut versteckt. Zudem fehlen die bayerischen Themen: Die Wohnproblematik betrifft zwar viele. Nur kann man wenig Punkte sammeln, wenn man im Münchner Rathaus seit Jahrzehnten und in der Berliner Koalition seit Jahren für die Misere mit verantwortlich ist. Ansonsten? War viel von „Anstand“ die Rede. Das ist schön, aber zu wenig.
Und dann wäre da noch ein Kernproblem, dem die SPD hilflos gegenübersteht: die Zuwanderung. Während die Funktionäre in dieser Frage oft sehr nahe bei den Grünen stehen, sehen viele Wähler mehr Probleme als Chancen in der Migration. Die neue Spitze um Andrea Nahles hatte deshalb anfangs die Tonart geändert – doch viel hängen geblieben ist davon nicht. Eine der spannendsten Aufgaben am Wahlabend dürfte es sein, die Wählerwanderung von der SPD zur AfD zu untersuchen.
Mike.Schier@ovb.net