Erdogan kommt nach Deutschland

Schwieriger Neustart

von Redaktion

Ja, man darf durchaus hinterfragen, ob in der aktuellen Situation der Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland ein mit Glanz und Gloria verbundener Staatsbesuch das richtige Format ist, Recep Erdogan in Berlin zu empfangen. Oder ob man die zwei schlimmen hinter uns liegenden Jahre nicht besser mit einem nüchternen Arbeitsbesuch aufgearbeitet hätte.

Was gab es nicht alles an offenen Provokationen, an Drohungen, an Nazi-Vergleichen, an Machtgehabe, an Demokratie-Abbau und an Inhaftierungen Unschuldiger, die das Klima vergifteten. Und zumeist kam die Eskalation von türkischer Seite. Jetzt, da das Land finanziell am Boden liegt, besinnt sich der Sultan wieder und übt sich in Bescheidenheit. So verzichtet er beispielsweise auf eine große Rede vor türkischem Publikum, wie er es früher in Köln getan hatte. Statt dessen besucht er eine Ditib-Moschee. Das wäre aus deutscher Sicht eine gute Gelegenheit, mit ihm über eine Reform der Imamberufung und –entsendung in Deutschland zu sprechen.

An Themen fehlt es nicht. Ebenso wenig an Gründen für eine Normalisierung. Die Türkei ist nicht nur Vertragspartner bei der Migration, sondern vor allem auch in der Nato. Ein Neustart ist also schwierig, aber sinnvoll.

Alexander Weber

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