Richter-Schlammschlacht vor dem Höhepunkt

von Redaktion

Psychologin Ford beschuldigt Trumps Kandidaten Kavanaugh der versuchten Vergewaltigung und will am Donnerstag gegen ihn aussagen

Washington – Nach der Zusage der 51-jährigen kalifornischen Psychologin Christine Ford, sie werde am Donnerstag dieser Woche vor einem Senatsausschuss in Washington gegen Brett Kavanaugh, Donald Trumps Kandidaten für den obersten Gerichtshof („Supreme Court“) aussagen, scheint der Weg frei für einen Höhepunkt im Tauziehen um die politisch so bedeutende Richter-Besetzung.

Ford, eine Parteispenderin und Anti-Trump-Aktivistin der Demokraten, beschuldigt den Konservativen Kavanaugh, sie vor 36 Jahren bei einer Hausparty von Schülern im Bundesstaat Maryland mit sexuellen Absichten attackiert zu haben. Die Frau war damals 15 Jahre alt, Kavanaugh 17. Der Richter, der dem Supreme Court für Jahrzehnte eine konservative Mehrheit verleihen könnte, bestreitet energisch den Vorfall und will ebenfalls aussagen. Da keine polizeilichen Ermittlungen in der Sache geplant sind, könnten am Ende Aussage gegen Aussage stehen – und Kavanaugh mit einer knappen Mehrheit von zwei Stimmen der Republikaner bestätigt werden.

Der US-Präsident hat bereits mehrfach klar gemacht, dass er bei dieser so bedeutenden Personalie nicht stillsitzen wird. Am Freitag hatte Trump in mehreren Twitter-Beiträgen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Frau geäußert und gefragt, warum diese das angebliche Verbrechen nicht früher angezeigt habe.

Daraufhin hatten sich zehntausende Bürger auf Twitter in Wortmeldungen hinter Ford gestellt und teilweise berichtet, warum sie eigene Missbrauchserfahrungen nur mit großer Verzögerung gemeldet hatten. Ford hatte ihre schweren Anschuldigungen erst nach dem offizellen Ende des Bestätigungsverfahrens für Kavanaugh öffentlich machen lassen.

Am Samstagabend legte das Weiße Haus dann in dieser Schlammschlacht nach. In einer Erklärung stellte eine Trump-Sprecherin fest, Ford hätte bei der Schilderung der Attacke davon gesprochen, dass vier andere Personen bei der Party im Haus anwesend gewesen seien. Seitdem hätten jedoch alle vier in Statements gegenüber dem US-Senat erklärt, keine Kenntnis von dem Vorfall zu haben oder an einer solchen Party teilgenommen zu haben.

In der Tat liegen dem Justizausschuss des Senats entsprechende Erklärungen vor, so dass die Senatoren bei der Abstimmung über Kavanaugh – diese dürfte relativ zügig den Anhörungen der beiden Hauptfiguren folgen – nun entscheiden müssen: Wer ist die glaubwürdigere Person? Die Demokraten im Senat hatten ohnehin bereits nach dem Ende des regulären Bestätigungsverfahrens deutlich werden lassen, dass der Trump-Kandidat mit keiner einzigen Stimme rechnen kann. Die Kernfrage ist nun, ob die Republikaner der vorgegebenen Parteilinie von Senats-Mehrheitssprecher Mitch McConnell folgen oder ob es Abweichler gibt, die bei den Wahlen am 6. November Folgen des Abstimmverhaltens bei der weiblichen Wählerbasis fürchten.

Um Einzelheiten der Anhörung von Ford und Kavanaugh gibt es Berichten zufolge weiter Streit. So wollen die Psychologin und Demokraten beispielsweise, dass Kavanaugh als erster aussagt. Doch Vertreter der Republikaner weisen dies zurück und stellen fest, dass der Richter das Recht haben müsse, als Beschuldigter zunächst im Detail die Vorwürfe vom mutmaßlichen Opfer zu erfahren, damit er sich entsprechend verteidigen könne.

Mit Spannung wird erwartet, welche Details Ford bei ihrem Auftritt präsentieren wird. Gegenüber der „Washington Post“ konnte Ford weder das Datum noch die Örtlichkeit des Übergriffs benennen. Sie war sich jedoch sicher, dass es ein alkoholisierter Kavanaugh war, der sie begrapscht und versucht hatte, sie auszuziehen und sich auf sie zu legen – eine Aktion, die Ford als Vergewaltigungsversuch bewertet. Friedemann Diederichs

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