Es klingt wie ein Widerspruch: Der VW-Konzern steckt mit der Diesel-Abgasaffäre in der scheinbar tiefsten Krise seiner Geschichte. Und doch eilt er von Erfolg zu Erfolg. Das erste Quartal 2018 war bereits das beste in der Geschichte. Das gilt nun auch für das ganze erste Halbjahr.
Das ist durchaus erklärbar. Etwa am deutschen Markt: Wegen der Dieselkrise verkauft VW weniger Diesel-Autos und mehr Benziner. Und an jedem dieser Autos ist auch mehr verdient. Denn die Mehrkosten für die Diesel-Technik sind weit höher als der Aufpreis, der sich für die entsprechenden Autos auf dem Markt durchsetzen lässt.
Dazu kommt: Nur im deutschsprachigen Raum ist die Abgasaffäre ein Thema. Außerhalb spricht kaum jemand davon. Es wird zwar immer wieder behauptet, die deutsche Industrie habe sich vor der ganzen Welt mit den Abgasmanipulationen blamiert. Nur hat das die Welt gar nicht richtig mitbekommen. Während der Automobilstandort Deutschland, derzeit alles tut, um sich möglichst nachhaltig selbst zu zerfleischen, sind seine Produkte weltweit gefragt wie nie. Vielleicht sollten wir die emotional aufgeladene Abgasdiskussion hinter uns lassen und uns endlich den Umweltthemen zuwenden, die für das Überleben der Menschheit von Belang sind. Davon gibt es viele.
Martin Prem
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