Landtagswahl

Das Kreuz mit dem TV-Duell

von Redaktion

von Mike Schier

München – Der freundliche Franz Maget war ausnahmsweise mal richtig sauer: „Wenn sich der Amtsinhaber dieser Herausforderung nicht stellt, ist er entweder feige oder herablassend“, schimpfte der SPD-Kandidat 2003 über Edmund Stoiber. Der in Umfragen meilenweit enteilte Ministerpräsident weigerte sich, dem Herausforderer ein TV-Duell zu gewähren. „Herr Maget muss schon selbst schauen, wie er sich bemerkbar macht“, lautete sein trockener Kommentar. Vielleicht reagierte Stoiber auch deshalb so ablehnend, weil er selbst im Jahr davor als Kanzlerkandidat der Union noch von seinem guten Auftritt profitiert hatte. So aber erlebte Bayern 2003 die bis heute letzte Landtagswahl ohne vorheriges TV-Duell.

15 Jahre später könnte sich die Situation wiederholen. Diesmal liegt es allerdings nicht am Amtsinhaber. „Markus Söder drückt sich vor keinem Duell“, heißt es aus seinem Umfeld. Das Problem liegt anders: Es fehlt der Herausforderer. In den aktuellen Umfragen rangieren Grüne, SPD und AfD relativ nah beieinander. Insidern zufolge zerbricht man sich beim Bayerischen Rundfunk deshalb seit Wochen die Köpfe, wie eine passende Konstellation aussehen könnte. Offiziell heißt es auf Anfrage nur vage, man werde die heiße Phase des Landtagswahlkampfes „umfassend und seriös“ abdecken und seine Berichterstattung wie zu früheren Wahlkämpfen am Prinzip der „abgestuften Chancengleichheit“ ausrichten. Details würden in Kürze bekannt gegeben.

Sicher ist nach Informationen unserer Zeitung bislang nur, dass es einen guten Monat vor der Wahl zu einem Treffen in größerer Runde kommt. Am 12. September, kurz nach Ende der Sommerferien, läutet das BR-Magazin „Kontrovers“ mit seiner Umfrage „Bayerntrend“ die heiße Phase des Wahlkampfs ein. Zur Präsentation sind Vertreter aller Landtagsparteien (CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne) in eine „Wahlarena“ eingeladen, aber auch jener Parteien, die im Jahresschnitt in Umfragen über fünf Prozent lagen. Aller Voraussicht nach sind das AfD und FDP. Schon im Januar gab es ein solches Format. Damals ließ sich Söder aber von Fraktionschef Thomas Kreuzer vertreten. Das Format mit so vielen Teilnehmern gibt nur wenig Redezeit, gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich alle Kontrahenten am Amtsinhaber abarbeiten. Insider gehen deshalb nicht davon aus, dass sich der Ministerpräsident vertreten lässt.

Danach wird es unübersichtlich. Egal welche Konstellation der BR durchspielt: Widerstand ist zu erwarten. Die SPD vertritt die Meinung, dass die klar zweitstärkste Kraft im Maximilianeum ein Recht auf ein Duell mit dem Ministerpräsidenten hätte. 2013 hatte Ministerpräsident Horst Seehofer den Herausforderer Christian Ude möglichst lange ignoriert. Erst das Duell zwang ihn in die Auseinandersetzung. Doch bei Ude war die Sache eindeutig: Als Anführer des damaligen Oppositionsbündnisses mit Grünen und Freien Wählern galt er tatsächlich als Herausforderer Seehofers. Dieses Bündnis aber ist lange tot, Udes Nachfolgerin Natascha Kohnen nur eine von mehreren Spitzenkandidaten.

Deshalb würden die Grünen bei einem schwarz-roten Duell lautstark Einspruch erheben – schließlich liegen sie im jüngsten BR-Bayerntrend mit 16 Prozent klar drei Prozentpunkte vor der SPD. Auch die AfD könnte mit derzeit zwölf Prozent Ansprüche anmelden (hat allerdings keinen Spitzenkandidaten), die Freien Wähler sind mit neun Prozent nicht allzu weit weg. Nach Informationen unserer Zeitung wird eine erste Idee, Söder bei zwei getrennten Terminen gegen SPD und Grüne antreten zu lassen, intern sehr kritisch gesehen. Ausgang: offen.

Franz Maget bekam übrigens doch noch sein TV-Duell. Allerdings erst 2008 gegen den frisch gekürten Amtsinhaber Günther Beckstein. Der Rest ist Geschichte.

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